Akute Myeloische Leukämie Titelbild Mann am See in den Bergen
Blutkrebs
Wissen

AML – Pro­gnose hängt von der gen­etischen Sig­natur ab

Akute myeloische Leukämie Experte Professor Georg Stuessi

Prof. Dr. med. Georg Stüssi
Chefarzt Hämatologie IOSI
Vizepräsident Krebsliga Schweiz

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist die häufigste Form einer akuten Leukämie bei Erwachsenen, insgesamt jedoch eine seltene Krebsart, die mit zunehmendem Alter gehäuft auftritt. Der Hämatologe Prof. Dr. Georg Stüssi erläutert, weshalb die AML eine Krankheit mit vielen Gesichtern ist.

Unterschiedliche Symptome

Die AML (akute myeloische Leukä­mie) kann bei der Diagnose sehr un­terschiedliche Symptome zeigen. «Man­che Patienten haben kaum Beschwerden, während andere unter unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Kraftlosig­keit, Schwindel, Blutungsneigung oder hartnäckigen Infektionen leiden», sagt Prof. Georg Stüssi.
Im Gegensatz zur chronisch myeloi­schen Leukämie entwickelt sich eine akute myeloische Leukämie rasch und schreitet schnell voran. «Deshalb er­fordert eine AML auch eine sofortige Behandlung».
Bei einigen Patienten kann die Krank­heit bereits durch typische Veränderun­gen im Blutbild diagnostiziert werden. Zur Sicherung der Diagnose brauche es aber in jedem Fall eine Knochenmark­punktion. Denn: «Im Knochenmark fin­det die Blutproduktion statt, weswegen die kranken Zellen hier am besten nach­gewiesen werden können.» Zusätzlich müssen auch genetische Untersuchun­gen durchgeführt werden, um herauszu­finden, welche genetischen Veränderun­gen die Krankheit hat.

«Es gibt nicht die eine richtige Standardbehandlung, vielmehr muss individuell geschaut werden, welche Therapie für den jeweiligen Patienten angezeigt ist.»

Prof. Georg Stüssi

Individuelles Therapiekonzept nach genetischer Untersuchung

«Das Wissen um diese genetischen Ver­änderungen hat einerseits einen direk­ten Einfluss auf die Prognose der Krank­heit und andererseits zunehmend auch auf die Therapiewahl. Dabei gibt es nicht die eine richtige Standardbehandlung, vielmehr muss individuell geschaut werden, welche Therapie für den jeweiligen Patienten angezeigt ist. Bei ge­wissen genetischen Veränderungen kommen spe­zifische Medikamente zum Einsatz, bei anderen wiederum ist eine Stammzellen-Transplantation angezeigt und bei manchen benötigt es ‹nur› eine Chemotherapie», erklärt der Hämatologe. So indi­viduell wie das Behandlungskonzept, so individu­ell ist auch die Prognose. «Es gibt Formen der AML, die wir mit über 90 Prozent Wahrscheinlichkeit hei­len können, andere wiederum sind schwer heil­bar». Das Alter ist ebenfalls ein wichtiger pro­gnostischer Faktor bei Patienten mit akuter myeloi­scher Leukämie.

Akute Myeloische Leukämie hat unterschiedliche Symptome

Forschung geht mit grossen Schritten voran

In der Forschung tut sich laut dem Spezialisten ak­tuell sehr viel. Über viele Jahre gab es wenig thera­peutische Alternativen in der Behandlung der AML. In den letzten Jahren konnten durch die Entde­ckung von genetischen Markern neue Medikamen­te entwickelt werden, die spezifisch bei Vorliegen der jeweiligen genetischen Veränderungen wirken. Dadurch wurde die Prognose der Patienten verbes­sert. Und das sei erst der Anfang. Denn zahlreiche dieser neuen Medikamente sind noch in der Ent­wicklung oder in klinischen Studien. «Die Betroffe­nen dürfen auf jeden Fall hoffnungsvoll in die Zu­kunft blicken», sagt Prof. Stüssi abschliessend.

Journalistin: Anna Birkenmeier
Datum: 26.09.2022