CAR-T-Zelltherapie Titelbild
Blutkrebs
Therapien

Das Immun­system im Einsatz gegen Krebs – die CAR-T-Zell­therapie

Unser Immunsystem ist ein mächtiges Gefüge. Pausenlos ist es damit beschäftigt, fremde Eindringlinge zu bekämpfen. Bakterien, Viren, Pilze –nichts entgeht unserer High-Tech-Abwehr. Und damit nicht genug – auch gealterte und geschädigte körpereigene Zellen werden vom Immunsystem konstant beseitigt.

Es ist also dauernd darum besorgt, «fremd» von «selbst» und «gesund» von «krank» oder «geschädigt» zu unterscheiden. Eine komplizierte Aufgabe. Denn eigene, gesunde Zellen sollen dabei ja möglichst nicht zerstört werden.

Und genau dies ist die Schwierigkeit bei der Erkennung von Tumorzellen: Krebszellen sind körpereigene Zellen, die normalerweise nicht angegriffen werden. Im Vergleich zu gesunden Zellen sind Tumorzellen jedoch leicht verändert. So ist das Immunsystem grundsätzlich in der Lage, diese Zellen zu erkennen und zu vernichten. Dieser Vorgang läuft bei gesunden Menschen regelmässig und unbemerkt ab.

Das Problem: Krebszellen können Ausweichstrategien gegen eine Immunantwort entwickeln. Zum Beispiel, indem sie sich für das Immunsystem «unsichtbar» machen oder die Immunreaktion hemmen. Auf diese Weise können sie der Immunabwehr entkommen und ungehindert wachsen.

Zusätzlich zu den erfolgreich eingesetzten externen Therapien wie Chemotherapie, Strahlentherapie und Operation kam es im Jahr 2017 zu einer Weiterentwicklung in der Onkologie: Die ersten CAR-T Zelltherapien wurden zugelassen. T-Zellen sind wichtige Abwehrzellen des Immunsystems. Diese Zellen konnten gentechnisch so verändert werden, dass sie auf ihrer Oberfläche den sogenannten Chimären Antigenrezeptor (CAR) tragen. Der CAR ist fähig, spezielle Strukturen auf der Oberfläche der Krebszellen zu erkennen. Dadurch werden die Krebszellen für das Immunsystem sichtbar und können aufgespürt und zerstört werden.

CAR-T-Zelltherapie Wirkungsweise

Wie ist der Ablauf einer CAR-T-Zelltherapie?

 

  1. Wenn eine CAR-T-Zelltherapie in Frage kommt, wird die Patientin zu einem Vorgespräch an ein spezialisiertes Zentrum überwiesen.
  2. In diesem Zentrum finden eine Reihe von Voruntersuchungen statt. Dazu gehören Blutentnahmen, Computertomographie und in manchen Fällen eine Punktion zur Untersuchung des Tumors.
  3. Als nächstes wird der Patientin über die Venen Blut abgenommen. Aus diesem Blut werden mittels der sogenannten Leukapherese die weissen Blutzellen aus dem Blut gefiltert. Anschliessend wird das Blut wieder in den Körper geführt. Dieser Prozess dauert ca. 3 bis 6 Stunden.
  4. Die so gewonnenen Zellen werden in spezialisierte Labors geschickt. Dort werden sie gentechnologisch behandelt, sodass sie auf ihrer Oberfläche den CAR tragen. Ab diesem Stadium spricht man von CAR-T-Zellen. Diese werden nun vermehrt, geprüft und zurück in die Klinik geschickt. Dieses Verfahren kann ein paar Wochen dauern.
  5. Schreitet in dieser Zeit die Erkrankung fort, muss eine überbrückende Therapie in Betracht gezogen werden. Das kann eine Chemotherapie, Antikörpertherapie oder Bestrahlung sein.
  6. Kurz vor der Transplantation der CAR-T-Zellen erhält die Patientin eine Chemotherapie über drei Tage. Dies verringert die Anzahl der Blutzellen, um mehr Platz für die CAR-T-Zellen zu schaffen.
  7. Über eine Infusion werden anschliessend die aufbereiteten Zellen zurück in den Blutkreislauf geführt. Dies dauert maximal 30 Minuten. Anschliessend bleibt die Patientin zur Überwachung von Nebenwirkungen im Spital. Dieser Aufenthalt kann drei bis vier Wochen dauern. Nun kann die Therapie zu wirken beginnen. Mittels dem CAR sind die T-Zellen jetzt grundsätzlich in der Lage, Krebszellen aufzuspüren und zu zerstören.
  8. Nach dem Krankenhausaufenthalt muss die Patientin für einige Wochen in Spitalnähe bleiben. So können mögliche, verzögert auftretende Nebenwirkungen behandelt werden.
  9. Die Wirkung der CAR-T-Zelltherapie kann auch erst verzögert oder gar nicht eintreten und wird regelmässig überprüft. Man beginnt damit meistens einige Wochen bis Monate nach der Infusion.

Erfahrungsbericht

Hier findet sich ein Bericht über die Therapie bei Non-Hodgkin-Patient Peter.

Journalistin: Nadine Gantner
Datum: 26.09.2022