Operation von gynäkologischen Tumoren
Gynäkologische Operationen sind einschneidend und stellen das weibliche Selbstverständnis in Frage. Die Folgen sind sehr komplex und hängen auch stark von der Psyche der betroffenen Frauen ab.
Dr. Meili, bei welchen Patientinnen mit gynäkologischen Krebsarten wird eine Operation durchgeführt?
Dr. Gesine Meili: Das hängt von den unterschiedlichen Krebsarten ab. Es gibt solche, bei denen die Operation die Therapie der Wahl ist. Bei anderen Krebsarten wird gerade im fortgeschrittenen Stadium eher eine Bestrahlung oder Chemotherapie empfohlen. Diese können gleich gut wirken wie eine Operation, verursachen in diesen Fällen aber weniger Nebenwirkungen.
Es wird die ganze Situation der Patientin betrachtet, denn solch ein Eingriff ist einschneidend und muss vom Körper verarbeitet werden können. Darum muss sichergestellt sein, dass die Operation für die Patientin einen Vorteil schafft. Je älter Patientinnen sind, desto schwieriger ist es für sie, einen operativen Eingriff zu verarbeiten. Jüngeren Patientinnen fällt das tendenziell leichter. Sie haben zudem mehr Lebensjahre, die verloren gehen könnten. Somit gilt im Allgemeinen: Je jünger und je fitter die Patientin, desto eher wird operiert.
Welche Organe oder Teile werden dabei entfernt?
Dr. Gesine Meili: Dies hängt von der Krebsart und von der Verbreitung des wachsenden Karzinoms ab.
Der Gebärmutterkrebs mit dem Endometriumkarzinom ist der häufigste unter den gynäkologischen Krebsarten. Hier wird im frühen Stadium die Gebärmutter zusammen mit den Eierstöcken entfernt. Häufig werden auch noch die Wächterlymphknoten entfernt. Sind diese nicht befallen, dann müssen die nachfolgenden Lymphknoten nicht entfernt werden.
Daneben gibt es den Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), der bei uns dank Vorsorgeuntersuchung und Impfung zum Glück selten geworden ist. Das Zervixkarzinom wird mit Entfernung der Gebärmutter behandelt. Falls es schon in die nähere Umgebung eingewachsen ist, wird direkt bestrahlt zusammen mit einer Chemotherapie. Zusätzlich werden die Lymphknoten um die Aorta entfernt, damit dort nicht bestrahlt werden muss.
Und schliesslich gehört noch das Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) dazu. Es ist sehr selten, aber besonders heimtückisch, weil es erst spät entdeckt wird und dann im Bauchraum schon ausgebreitet ist. Beim Ovarialkarzinom wird über einen langen Bauchschnitt operiert. Dies verschafft Übersicht auf den gesamten Bauchraum und soll eine lückenlose Entfernung aller Krebsnester sowie der Eierstöcke erlauben. Dies kann eine sehr ausgedehnte Operation sein, bei der auch Teile der Organe im Bauchraum entfernt werden müssen. Dieses Vorgehen wird auch beim fortgeschrittenen Endometriumkarzinom angewendet.
Es wird die ganze Situation der Patientin betrachtet, denn solch ein Eingriff ist einschneidend und muss vom Körper verarbeitet werden können.
Was sind mögliche Folgen solcher Operationen?
Dr. Gesine Meili: Die Folgen sind sehr komplex und hängen auch stark von der Psyche der betroffenen Frauen ab. Eine gynäkologische Operation stellt eine Frau in ihrem weiblichen Selbstverständnis stark in Frage. Die körperlichen Folgen sind sehr spürbar: Dies geschieht beispielsweise beim Wegfall der Hormone, wenn die Eierstöcke schon vor Beginn der Wechseljahre entfernt werden. Das beeinflusst das gesamte Leben dieser Frauen. Es kann die Leistungsfähigkeit stark einschränken oder vielleicht eine Partnerschaft belasten. Es kann sich eine Scheidentrockenheit einstellen und es können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten. Narbenschmerzen können zum Problem werden sowie viele andere Operationsfolgen und Behandlungsnebenwirkungen.
Wie kann diesen Folgen begegnet werden?
Dr. Gesine Meili: Eine Behandlung ist für die Ärzt*innen und Patientinnen gleichermassen eine schwierige Situation. Es ist darum wichtig, dass ein Team mit verschiedenen Ansprechpersonen für die Patientin besteht. Beispielsweise sind spezialisierte Pflegefachpersonen eine grosse Erleichterung. Sie fangen die Patientinnen mit ihren Sorgen und Nöten im Alltag auf. Die Patientinnen können sich jederzeit an diese Fachkräfte wenden.
Welche weiteren Therapien werden im Anschluss an eine Operation empfohlen?
Dr. Gesine Meili: Leider können die Hormonmangelerscheinungen oft nicht behandelt werden, weil der Krebs hormonabhängig wächst. Hier versuchen wir auch alternativmedizinische Behandlungsansätze wie Achtsamkeit, Yoga, eventuell pflanzliche Präparate. Wo erforderlich, werden auch Bestrahlung, Chemotherapie oder moderne gezielte Behandlungen wie beispielsweise Antikörpertherapien eingesetzt. Letztere vermögen den Tumor aufgrund ihrer biologischen Wirkung viel gezielter anzugreifen. Eine dreimonatige Nachsorgeuntersuchung ist wichtig bei allen Patientinnen.
Datum: 07.02.2023