Follikuläres Lymphom Therapien
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Das follikuläre Lymphom: Viele Betroffene mit sehr guter Prognose

Follikuläres Lymphom Therapien Expertin Dr. Hohloch

PD Dr. med. Karin Hohloch
Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin, Hämatologie und Medizinische Onkologie in der Klinik für Hämatologie & Onkologie Hirslanden Zürich

Das follikuläre Lymphom verläuft oft symptomlos und muss nicht behandelt werden. Wird eine Therapie erforderlich, beträgt die Zeit bis zum nächsten Krankheitsschub oft viele Jahre. Am Horizont keimt Hoffnung auf, dass mit immer besseren Therapien dereinst eine Heilung möglich ist.

PD Dr. med. Karin Hohloch, was ist ein follikuläres Lymphom und wie unterscheidet es sich von anderen Arten von Lymphomen?

PD Dr. med. Hohloch: Lymphome sind bösartige Krebserkrankungen des lymphatischen Systemes. Das follikuläre Lymphom gehört zu den B-Zell Lymphomen und kann sehr unterschiedlich verlaufen. Es zählt zur Untergruppe der indolenten Lymphome. Indolent bedeutet, dass die Erkrankung in aller Regel sehr langsam wächst und häufig keine Symptome verursacht. Bei einem Teil der Patient*innen zeigt sich ein aggressiverer Verlauf mit schnellerem Wachstum und frühen Rezidiven. Das mittlere Erkrankungsalter beim follikulären Lymphom liegt bei 60 bis 65 Jahren.

 

Welche Symptome zeigen sich beim follikulären Lymphom?

Hohloch: Überwiegend bemerken Betroffene als häufigstes Symptom eine schmerzlose Schwellung der Lymphknoten. Bei rund 20 % treten sogenannte B-Symptome auf: Fieber, starker Nachtschweiss, Gewichtsverlust (mehr als 10 % in 6 Monaten). Bei Befall des Knochenmarkes kann es zu einer Blutarmut kommen, selten können auch extralymphatische Organe (z.B. Magen-Darm-Trakt) betroffen sein.

 

Wie wirkt sich die Erkrankung auf das Leben von Betroffenen aus?

Hohloch: Obwohl die Erkrankung nicht heilbar ist, ist die Prognose gut und die Lebenserwartung aufgrund der guten Therapiemöglichkeiten auch bei Auftreten eines Rezidivs fast normal. Die Lebensqualität ist wenig und meist nur während der Therapie beeinträchtigt. Solange keine behandlungsbedürftigen Symptome hinzutreten, ist im fortgeschrittenen Stadium keine Therapie notwendig. Das mag paradox klingen und das Wissen um die Erkrankung kann für gewisse Patient*innen psychisch belastend sein. Behandelt wird nur bei schweren B-Symptomen, Behinderung der Blutbildung, schnellem oder störendem Wachstum der Lymphome, oder sehr grossen Lymphknotenpaketen.

 

Was sind die Behandlungsmöglichkeiten beim follikulären Lymphom?

Hohloch: Die Erkrankung ist sehr gut behandelbar und umfasst verschiedene Strategien. Bei einem lokalisierten Befall von Lymphknoten (Stadium I) kann die Strahlentherapie helfen. Gelegentlich wird zusätzlich ein Antikörper gegeben. 85 % der Patient*innen sind nach dieser Therapie nach zehn Jahren noch rezidivfrei. Bei einem fortgeschrittenen Befall von Lymphknoten (Stadium III oder IV), von Organen oder dem Knochenmark kann abgewartet werden, solange keine Symptome bestehen. Bei Symptomen, schnellem Wachstum der Lymphknoten oder z.B. einer Blutarmut wird eine Behandlung gestartet. In diesem Fall wird eine Kombination von Chemotherapie und einem Antikörper, gefolgt von einer AK Erhaltungstherapie eingesetzt. Bei gutem Ansprechen kann die Zeit bis zum Rezidiv im Mittel bis zu zehn Jahre betragen. Patienten*innen, welche keine Chemotherapie bekommen können, werden mit einer alleinigen AK Therapie behandelt. Patient*innen mit einem Rückfall innerhalb der ersten zwei Jahren nach Ende der Therapie haben eine weniger gute Prognose.

Die Behandlung soll als Hauptziel die Lebens qualität verbessern oder wiederherstellen. Dies wird erfüllt, wenn die Betroffenen beschwerde frei werden.

PD Dr. med. Hohloch

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es dann?

Hohloch: Im ersten Rezidiv kann entweder wieder eine Antikörper / Chemotherapie oder eine Tablettenbehandlung in Kombination mit einem Antikörper erfolgen. Ab dem zweiten Rezidiv wird inzwischen auch eine CAR-T-Zelltherapie oder die sogenannten bispezifischen Antikörper eingesetzt.

 

Die Antikörper sind heutzutage wichtige Therapeutika in der Krebstherapie.

Hohloch: Beim follikulären Lymphom sprechen wir von einem Meilenstein in der Therapie. Die sogenannten monoklonalen Antikörper haben die Therapie revolutioniert und die Prognose bedeutend verbessert und sind extrem wichtig für die Therapie geworden.

 

Wie wirken sich diese Behandlungen auf die Lebensqualität der Patient*innen aus?

Hohloch: Die Behandlung soll als Hauptziel die Lebensqualität verbessern oder wiederherstellen. Dies wird erfüllt, wenn die Betroffenen beschwerdefrei werden. Während der Therapie gibt es Einschränkungen, die aber dank einem guten Management der Nebenwirkungen sehr gut aufgefangen werden können.

 

Gibt es neue Forschungsergebnisse oder Entwicklungen bei der Behandlung des follikulären Lymphoms?

Hohloch: Bei der Behandlung gibt es immer mehrere Therapielinien. In der ersten Linie stehen die bewährten Behandlungen. In der zweiten und dritten Linie kommen neuere oder gar experimentelle Therapien zum Zug.

Die Entwicklung der CAR-T-Zelltherapie und der bispezifischen Antikörper schreitet sehr schnell voran und diese Therapieformen werden immer früher und wohl bald auch in der ersten Linie eingesetzt werden. Die Hoffnung richtet sich darauf, dass das follikuläre Lymphom dereinst doch geheilt werden kann. 

Journalist: Thomas Ferber
Datum: 15.04.2024