Triple-negativer Brustkrebs:
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Therapien

Triple-negativer Brustkrebs: «Es gibt auch für diese Krebsform vielversprechende Therapieoptionen»

Expertin für Brustkrebs und Triple-negativen Brustkrebs

Dr. med. Elena Kralidis
Fachärztin für Medizinische Onkologie und
allgemeine Innere Medizin
Brust-Zentrum Zürich
Zertifiziertes Brustkrebszentrum Klinik Hirslanden Zürich

Der Triple-negative Brustkrebs gilt als besonders aggressiv und betrifft häufiger junge Frauen, die mitten im Leben stehen. Welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und was sich derzeit in der Forschung tut, erklärt die Onkologin Dr. Elena Kralidis vom Brust-Zentrum Zürich (Zertifiziertes Brustkrebszentrum Klinik Hirslanden Zürich) im Interview.

Im  Gespräch  mit  Dr.  Kralidis

Unter den verschiedenen Brustkrebsarten sind vor allem hormonpositive und HER2-positive Tumoren bekannt. Doch was genau ist der Triple-negative Brustkrebs (TNBC)?

Dr. med. Elena Kralidis: Entdecken wir einen neuen Brustkrebs, wird dieser auf seine Charaktereigenschaften im Tumorgewebe getestet. Dabei suchen wir nach drei verschiedenen Rezeptoren: Die sogenannten Östrogen-, Progesteron- und HER2 – Rezeptoren. Ist keiner davon vorhanden, sprechen wir vom Triple-negativen Brustkrebs. Weshalb dieses Wissen so wichtig ist? Es gibt uns Auskunft über das Verhalten und die Biologie der Zelle – und wir können im Optimalfall auf gezielte Therapien zurückgreifen, welche zu den jeweiligen Rezeptoren passen.

Krebszelle eines Triple-negativen Brustkrebses

Bei 5 bis 10 Prozent der Frauen mit Brustkrebs handelt es sich um einen Triple-negativen Tumor. Weshalb gilt dieser als besonders aggressiv?

Kralidis: Die Triple-negativen Tumore weisen von ihren Charaktereigenschaften her ein schnelleres, aggressiveres Wachstum auf als hormonpositive Tumore. Zudem trifft man den Triple-negativen Brustkrebs häufiger bei jungen Frauen an und/oder bei Frauen mit erblicher Belastung. Bei Frauen, die Trägerin eines sogenannten «BRCA-Gen» sind und an Brustkrebs erkranken, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent, dass es sich um einen Triple-negativen Brustkrebs handelt.

 

Für den hormonpositiven Brustkrebs gibt es Antihormontherapien, für den HER2-positiven Tumor eine Antikörpertherapie. Welche Therapieoptionen haben Patientinnen bei einem Triple-negativen Brustkrebs?

Kralidis: Bei Triple-negativem Brustkrebs entfallen viele der üblichen Therapieansätze, da gezielte Therapien hier nicht anwendbar sind. Daher besteht die Behandlung meist aus einer Kombination von Chemotherapie und Immuntherapie. Die Wirksamkeit der Immuntherapie hängt vor allem vom Krankheitsstadium ab: Wird der Tumor frühzeitig entdeckt, wird die Immuntherapie bei allen Frauen mit einem Triple-negativen Brustkrebs vor der Operation verabreicht.

Triple negativer Brustkrebs kann behandelt werden

Oft wird ein Triple-negativer Brustkrebs jedoch erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Profitieren diese Frauen auch von einer Immuntherapie?

Kralidis: Manche ja. Sind bereits Metastasen vorhanden, können bestimmte Marker Hinweise darauf geben, ob die Immuntherapie wirksam sein könnte.

 

Was läuft diesbezüglich in der Forschung?

Kralidis: Eine Immuntherapie ist nur wirksam, wenn das Immunsystem noch aktiv ist. Deshalb wird daran geforscht, das Immunsystem auch bei Patientinnen zu reaktivieren, deren Immunsystem keine Antitumor-Aktivität mehr zeigt. Hinsichtlich neuer Therapieoptionen tut sich vor allem viel im Bereich der «Antikörper-Wirkstoff-Konjugate» oder ADCs. Dabei handelt es sich um eine Klasse biopharmazeutischer Arzneimittel, die als zielgerichtete Therapie zur Behandlung von Krebs entwickelt wurden. ADCs greifen Tumorzellen gezielt an und töten diese ab, während gesunde Zellen verschont bleiben.

Brustkrebs und Triple-negativer Brustkrebs

Die Prognosen sind beim Triple-negativen Brustkrebs deutlich schlechter als bei den anderen Brustkrebsformen. Wie können die Patientinnen psychisch damit umgehen?

Kralidis: Es ist wichtig, die Realität zu akzeptieren: Sich zu wünschen an einer anderen Krebsart erkrankt zu sein, hilft nicht weiter. Besonders belastend ist dies natürlich, wenn junge Frauen betroffen sind, da die Krankheit sie oft abrupt aus ihrem Leben reisst. In solchen Fällen kann es helfen, sowohl praktische als auch psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir unterstützen die Frauen dabei mit verschiedenen Angeboten und Hilfestellungen. Oft ist es aber auch die Angst, die das Leben vergiftet – das erlebe ich vor allem bei Frauen, die erfolgreich therapiert wurden und sich vor einem Rückfall fürchten. Dann kommt die Frage: Was mache ich jetzt mit meinem Leben? Meine Antwort: «Leben»!

 

Weitere Informationen:

www.brust-zentrum.ch 

www.klinik-hirslanden.ch/brustkrebs 

Anna Birekenmeier
Datum: 02.10.2024