CAR-T-Zelltherapie: Starke Verbesserung der Heilungsaussichten
Im Vergleich zu konventionellen Behandlungen vermag die CAR-T-Zelltherapie in vielen Fällen von bestimmten Blutkrebsformen das Blatt zu wenden. Wichtig ist, dass betroffene Patient*innen rechtzeitig von einer solchen Therapie profitieren können. Dort wo die Kliniken im Austausch mit einem spezialisierten Zentrum stehen, ist dies gewährleistet.
Was ist die CAR-T-Zelltherapie und wie funktioniert sie?
Prof. Urban Novak: Bei der CAR-T-Zelltherapie werden Immunzellen der Betroffenen gentechnologisch so verändert, dass sie Krebszellen direkt erkennen und effizient bekämpfen können. Die zur Behandlung eingesetzten CAR-T-Zellen sind lebende Zellen, die für den Einsatz zuerst produziert werden müssen. Die entnommenen Immunzellen (T-Lymphzellen) werden umprogrammiert, so dass sie spezifisch in der Lage sind, das Gegenstück auf den Krebszellen zu erkennen und gezielt zu zerstören. Es ist eine personalisierte und individualisierte Behandlung, die nur bei der betroffenen Person und nur gegen den zu behandelnden Krebs eingesetzt werden kann.
Welche Krankheiten werden durch die CAR-T-Zelltherapie behandelt?
Novak: Die Therapie ist für eine Reihe von Blutkrebserkrankungen zugelassen. So wurden zu Beginn bestimmte akute Leukämien sowie aggressive Lymphome nach zwei Rückfällen behandelt. Mittlerweile können wir Patient*innen mit aggressiven Lymphomen bereits nach einem Rückfall mit CAR-T-Zellen behandeln. Auch Rückfälle bei bestimmten anderen Lymphomen können wir mit dieser Therapie behandeln. Zudem sind CAR-T-Zellen zur Behandlung des Multiplen Myeloms zugelassen.
In welcher Therapielinie wird die CAR-T-Zelltherapie eingesetzt und weshalb?
Novak: Grundsätzlich werden uns die Patient*innen nun früher zugewiesen. Dies ist wichtig, denn wenn Zeit verloren geht, kann eine Verschlechterung der Krankheit eintreten, so dass eine CAR-T-Zelltherapie nicht mehr möglich ist. Momentan werden die Behandlungen in der zweiten Therapielinie verabreicht. Als Therapie der ersten Wahl werden CAR-T-Behandlungen derzeit nur in ausgewählten Studien durchgeführt; eine Zulassung gibt es hierfür aktuell nicht. Wir schätzen und pflegen den Austausch mit Kliniken, die selbst keine CAR-T-Zelltherapien durchführen; dies erhöht für die dort behandelten Patient*innen die Chance, dass sie diese wirksame Behandlung erhalten.
Wie hoch sind die Erfolgsraten der CAR-T-Zelltherapie?
Novak: Gemäss den vielfachen Erfahrungen und publizierten Studien liegen die Erfolgschancen bei Behandlungen in der dritten Linie bei 45 – 50%. Im Vergleich mit früher rund 15% mit herkömmlichen Behandlungen ist das ein sehr gutes Ergebnis. In der zweiten Linie haben wir noch zu wenig Daten, doch scheinen Erfolgsraten von 60 – 70% möglich. Das heisst aber auch im letzten Fall, dass nicht alle Betroffenen von der Behandlung profitieren können.
«Gemäss den vielfachen Erfahrungen und publizierten Studien liegen die Erfolgschancen bei Behandlungen in der dritten Linie bei 45 – 50%.» Prof. Urban Novak
Wird die Therapie von der Krankenkasse übernommen?
Novak: Zu Beginn dieser Behandlungen 2019 war die Kostenübernahme überhaupt nicht geregelt. Dies ist mittlerweile besser geworden. Doch leider müssen wir immer noch viel Zeit und Überzeugungskraft investieren, um bestimmte Kassen zur Kostenübernahme zu bewegen. Manchmal gehen diese Diskussionen wochenlang. Dies ist für Patient*innen, die an einer potenziell tödlichen Erkrankung leiden, aber auch für uns Fachpersonen, sehr belastend. Hier besteht der dringende Bedarf einer klaren und praktikablen nationalen Regelung. Für solch gut belegte Therapien sollten die Kostengutsprachen schnell und unbürokratisch erteilt werden.
Was bedeutet diese Therapie für Patient*innen?
Novak: Die Behandlung erfordert eine grosse Logistik und viel Organisation. Es ist keine Therapie, die einfach einmal so schnell verabreicht werden kann. Während der Wartezeiten müssen oft Überbrückungstherapien (Chemotherapien oder Bestrahlungen) durchgeführt werden. Sobald die eingesammelten Zellen umprogrammiert und angeliefert sind, erfolgt die weitere Behandlung rund ein bis zwei Wochen stationär.
Welche Neuerungen erwarten Sie in Zukunft für die CAR-T-Zelltherapie?
Novak: Es sind ständig weitere Verbesserungen bei der Behandlung zu erwarten. Dies gilt speziell für die Nebenwirkungen, die wir immer besser beherrschen können. Da nicht alle von der Therapie profitieren, sucht man nach Merkmalen, die es uns in Zukunft erlauben, zu bestimmen, wer profitiert und wer nicht. Schliesslich geht es um die Erforschung der Therapie von soliden Krebsformen. Dies gestaltet sich sehr aufwendig. Es ist dort sehr viel schwieriger, eine Struktur an der Krebszelle zu finden, die nur der Krebszelle eigen ist. Tragen auch gesunde Zellen diese Struktur, dann würden sie ebenfalls zerstört. Eine weitere Hürde bei soliden Tumoren stellt das Umgebungsgewebe des Tumors dar. Die CAR-T-Zellen müssen dieses Gewebe durchdringen können, um den Tumor zu zerstören. Es dürfte somit noch einige Jahre dauern, bis auch bei diesen Krebsformen eine CAR-T-Zelltherapie eingesetzt werden kann.
10/2024 – CH-UNB-0791
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Datum: 15.10.2024
Gilead Sciences ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das seit mehr als drei Jahrzehnten medizinische Durchbrüche anstrebt und erreicht, mit dem Ziel, eine gesündere Welt für alle Menschen zu schaffen. Kite, ein Unternehmen der Gilead-Gruppe, ist ein globales biopharmazeutisches Unternehmen mit Fokus auf Zelltherapie zur Behandlung und potenziellen Heilung von Krebs.