
Gute Prognosen bei chronisch myeloischer Leukämie

In der Schweiz erkranken jährlich rund 100 – 120 Personen neu an einer chronisch myeloischen Leukämie (CML). Typisch für die Erkrankung: Sie entwickelt sich über Jahre und wird oftmals zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Dank neuen Medikamenten haben die Betroffenen heute eine annähernd normale Lebenserwartung.
Dr. Andina im Gespräch
Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist eine erworbene Stammzellerkrankung des Knochenmarks. Wie entsteht sie?
Die CML entsteht aufgrund einer erworbenen Veränderung (Mutation) des Erbgutes einer Knochenmarksstammzelle. Stammzellen sind unreife Zellen, die sich nahezu unlimitiert vermehren und in unterschiedliche Zelltypen weiterentwickeln können. Bei der CML sind die Stammzellen derartig verändert, dass es zu einer unkontrollierten Vermehrung der weissen, sogenannt myeloischen, Blutkörperchen und deren Vorstufen kommt. Dies ist sowohl im Knochenmark als auch im peripheren Blut sichtbar.
Eine CML wird oftmals zufällig aufgrund stark erhöhter weisser Blutkörperchen im Rahmen einer Routine-Blutuntersuchung entdeckt. Wie wird eine CML diagnostiziert?
Bereits die mikroskopische Untersuchung des Blutausstrichs führt zur Verdachtsdiagnose einer CML. In der molekulargenetischen Analyse der weissen Blutkörperchen zeigt sich dann das Vorhandensein vom BCR-ABL Fusionsgen. Abschliessend folgt eine mikroskopische Untersuchung des Knochenmarks und der Zytogenetik mit Nachweis des Philadelphia-Chromosoms. Damit kann eine CML bestätigt werden.
Welche Beschwerden können bei einer CML auftreten?
Die CML verharrt in der Regel stabil über mehrere Jahre in der sogenannten chronischen Phase und macht hier wenige oder unspezifische Symptome. Probleme ergeben sich unter anderem aufgrund der vergrösserten Milz, aufgrund der Blutarmut und aufgrund einer allfälligen Blutstillungsstörung. Ebenso können Müdigkeit, ausgeprägter Nachtschweiss, sowie ungewollter Gewichtsverlust auftreten.

Wer ist typischerweise von CML betroffen?
Grundsätzlich kann eine CML in jedem Alter auftreten. Am häufigsten wird diese jedoch im Alter von 50 – 60 Jahren diagnostiziert, während Kinder nur sehr selten an einer CML erkranken.
Sie haben angesprochen, dass die CML über mehrere Jahre in einer chronischen Phase verharrt. Was charakterisiert den weiteren Verlauf?
Nach dieser stabilen Phase folgt über ein sogenanntes Akzelerationsstadium (Beschleunigung) das Blastenstadium, welches formal einer akuten myeloischen Leukämie (AML) entspricht. Unbehandelt führt eine AML rasch zum Tod.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Vor 2001 wurde bei geeigneten Patienten versucht, eine Knochenmarktransplantation durchzuführen, um ein Langzeitüberleben zu erreichen. Eine Knochenmarktransplantation ist nicht ungefährlich und kann tödlich enden. Auch besteht das Risiko einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Graft-versus-Host-Disease (GvHD), einer Erkrankung, bei der sich die Abwehrzellen des Spenderknochenmarks gegen den eigenen Körper richten. Ab 2001 wurde die Behandlung dank neuen Medikamenten, den sogenannten Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI), revolutioniert.
«Die Lebenserwartung von CML Betroffenen nähert sich derjenigen der Normalbevölkerung an.»
Wie wirkt sich die Behandlung mit Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) auf die CML aus?
Mit dieser Therapie fällt der Wachstums- und Überlebensvorteil der mutierten Zelle weg und die Zelle stirbt ab oder kann sich nicht mehr vermehren. Die Behandlung mit Tyrosinkinase-Inhibitoren führt zu einer massiven Verbesserung der Therapie und Prognose der CML. Seit dem Aufkommen der TKI sind Stammzelltransplantationen zur Behandlung der CML selten geworden.
Wie sind die Aussichten und Überlebenschancen für CML Betroffene?
Die Tyrosinkinase-Inhibitoren haben die CML von einer relativ tödlichen Erkrankung in eine chronische Erkrankung verwandelt. Während früher die Mehrheit der Patienten nach mehreren Jahren an einer CML verstorben ist, versterben heute weniger als 2 Prozent. Somit nähert sich die Lebenserwartung derjenigen der Normalbevölkerung an.
Wie ist die Lebensqualität von CML Patienten?
Unter einer Therapie mit TKI wird die chronisch myeloische Leukämie in der Regel innerhalb von wenigen Monaten so stark zurückgedrängt, dass sie nur noch mit hochsensitiven molekular diagnostischen Methoden nachgewiesen werden kann. Entsprechend macht die Erkrankung selbst keine Beschwerden mehr.

Wie sieht es mit den Nebenwirkungen der Tyrosinkinase-Inhibitoren aus?
In der Regel sind die Nebenwirkungen mild, können aber gelegentlich schwerwiegend sein. In solchen Fällen sollte auf einen andern TKI gewechselt werden. Selten kommt es vor, dass alle TKI schlecht vertragen werden.
Müssen die Medikamente lebenslang eingenommen werden?
Aktuell müssen die meisten Patienten die Medikamente ein Leben lang einnehmen. Bei besonders günstigem Verlauf besteht aber die Möglichkeit, die Therapie nach mehreren Jahren zu sistieren. Dies wurde in zahlreichen Studien untersucht. In etwa 60 Prozent kommt die CML innerhalb von 12 Monaten wieder zurück. Eine Wiederaufnahme der TKI Therapie führt dann in nahezu 100 Prozent der Fälle zu einer erneut guten Kontrolle der Erkrankung. Nach 12 Monaten Therapiefreiheit nimmt das Rückfallrisiko hingegen deutlich ab. Eine jahrelange Therapiefreiheit ist dann möglich.
Datum: 26.09.2022
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