Wenn der Arzt plötzlich Patient wird
Seit zwölf Jahren lebt der 65-jährige Thomas mit einem Hirntumor. Trotz Einschränkungen arbeitet er aber unentwegt weiter, in seinem Traumberuf als Arzt.
Am 8. April 2013 nahm sein Leben eine jähe Wendung. Der damals 52-jährige Thomas hatte einen epileptischen Krampfanfall. Und ein solcher Anfall kommt in diesem Alter meist nicht aus heiterem Himmel: Die Ursache ist ein Gliom, ein bösartiger Gehirntumor, der nur schwer behandelbar ist. 700 Personen erkranken jährlich neu an einem Gehirntumor. Das sind aber weit weniger Neuerkrankungen als bei Prostata- oder Brustkrebs, mit 7800 respektive 6600 Neuerkrankungen.
Mehr als nur Glück
«Das war ein Schock – ich dachte, ich müsse bald sterben», erinnert sich der heute 65-jährige Rheumatologe an die Diagnose. Hirnoperation und Chemotherapie folgten. Wenige Monate später folgte eine Hirnblutung, ein weiterer Eingriff wurde nötig. «Danach hatte ich zehn Jahre Ruhe», sagt er. Thomas hatte seine Arbeit insgesamt nur wenige Wochen unterbrochen, als Rheumatologe mit eigener Praxis in Zürich. Wie hat er das geschafft? «Ich hatte Glück», findet der Arzt. Doch da steckt mehr dahinter – er trotzte seinem Schicksal. Nach der ersten Operation war er halbseitig komplett gelähmt. «Ich wollte aber rasch wieder in meinen Beruf zurück!» Thomas kam in die Neuro-Rehabilitation nach Wald ZH – zwar nicht mehr im Rollstuhl, aber mit schwachem Arm und Bein links und monotoner Stimme seit dem Eingriff. Dort nahm ihn eine Physiotherapeutin unter ihre Fittiche, von der ersten Stunde an mit intensiven Gehübungen. Der Ergotherapeut verlor ebenfalls keine Zeit. Mit Spritzen, Nadeln, Tupfer und Äpfeln und Orangen trainierte er mit dem Patienten Tag für Tag das Spritzen. «So gewann ich mein Selbstvertrauen wieder», sagt Thomas. Am Schluss der Reha durfte er der eigenen Mutter Cortison in die Schulter spritzen. «Ein Erfolgserlebnis», so Thomas. Jetzt stand ihm nichts mehr im Wege, seine Arbeit kontinuierlich wieder aufzunehmen, wöchentlich zwei Nachmittage plus Homeoffice, die Lohneinbusse gedeckt durch Krankentaggelder und die Invalidenversicherung.
Die Rückkehr ins Erwerbsleben verdankt Thomas nicht zuletzt seinem hilfsbereiten Praxisteam, vorab der langjährigen Sekretärin. «Sie ist Gold wert.» Sie schirmt den Arzt vor Druck ab und filtert die Informationen in übersichtlicher Form, denn mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, überfordert Thomas. Eine Erleichterung war zudem die Übergabe der Praxis an einen Kollegen. Und schliesslich griff ihm seine Familie tatkräftig unter die Arme.
											Thomas beim Warten auf ein MRT zur Kontrolle des Glioms.
«Ich war immer transparent»
Wenn der Arzt selbst krank wird, fürchten sich chronischkranke Menschen oft davor, ihre vertraute Fachperson zu verlieren. «Ich war immer transparent», sagt Thomas. Dies habe sich bewährt, wenn auch manche schockiert waren. Das Vertrauen blieb. Trotzdem muss Thomas aufpassen, dass er nicht unversehens seine Rolle wechselt, vom Arzt zum Patienten. Deshalb reagiert er reflexartig, wenn jemand nach seinem Befinden fragt: «Mir geht es super, wie geht es Ihnen mit dem neuen Medikament?» Der Patient ist sofort abgelenkt. Die «guten Tipps» seiner Berufskolleginnen und – kollegen waren nie ein Problem. Diese sind laut Thomas meistens zurückhaltend, einzelne haben sich zurückgezogen. Auch als Patient hat der Arzt nur gute Erfahrungen mit dem medizinischen Personal gemacht. «Wir können zufrieden sein mit unserem Gesundheitssystem», sagt er. Und das ist gut so, wenn er sich nicht auch noch über die Betreuung ärgern muss. Denn er hadert zuweilen schon genug mit sich selbst, angesichts der Angst vor dem Sterben. So überwand er seine Skepsis und nahm sich von Anfang an einen Psychiater. Thomas’ Sicht aufs Leben hat sich verändert, ebenso der Stellenwert der Arbeit – er arbeite heute nur noch so viel, wie es ihm Freude mache, was dank der Pensionierung unterdessen auch gut möglich sei.
Thomas schöpft Zuversicht
Gleichwohl holte ihn das Schicksal im vergangenen Dezember ein. Der Tumor war leicht gewachsen. Thomas: «Ich bin aus allen Wolken gefallen, ich spürte nichts!» Weil er Angst vor einem erneuten epileptischen Anfall hatte, stimmte er einer weiteren Operation zu. Andernfalls hätte es sein können, dass der Tumor plötzlich nicht mehr operabel gewesen wäre. Der Eingriff am 8. April ging gut. Sofortige Ergotherapie konnte die leichte, linksseitige Lähmung rasch bessern. «Ich fühle mich wieder recht gut», freut sich Thomas heute. Zuversichtlich stimmt ihn auch ein neues Medikament, so genannte IDH-Hemmer, die das Wachstum des Tumors bremsen sollen. Seit Juni erhält er diese Therapie, die teuer ist, aber von der Krankenkasse übernommen wird. So kann Thomas seinem «Hobby» nachgehen und seine bisherigen Patientinnen und Patienten weiter betreuen, was auch seine Kollegen in der gut laufenden Praxis freut.
Servier unterstützt Leben mit Krebs und hatte keinen Einfluss auf den Inhalt dieser Artikel.
Datum: 14.10.2025
			
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