Klinische Studien helfen allen Patient*innen
Klinische Studien bedeuten die letzten wichtigen Schritte, bevor neue Medikamente zugelassen werden. Ohne sie gäbe es keine Fortschritte in der Krebsbehandlung. Dank den klinischen Studien wurde die Krebstherapie immer mehr verfeinert und in den letzten Jahren mit neuen Behandlungskonzepten regelrecht revolutioniert.
Expertenmeinung
Prof. Sacha Rothschild, was sind klinische Studien und welche Rolle spielen sie bei der Erforschung und Entwicklung von Krebsbehandlungen?
Prof. Rothschild: Alles, was der Erforschung neuer Medikamente am Menschen dient, wird als klinische Studie bezeichnet. Davor stehen allerdings zuerst einmal Labor- und Tierstudien. Erst wenn genügend Belege für eine mögliche Wirkung beim Menschen vorliegen, folgen klinische Studien. Diese laufen in verschiedenen Phasen ab: In Phase I werden Nebenwirkungen untersucht und die richtige Dosierung bestimmt. Die Phase II untersucht die Wirkung des neuen Medikaments. Die Phase III ist der wichtigste Abschnitt, wo die Wirkung mit bereits bestehenden Standardbehandlungen direkt verglichen wird. Für die Marktreife sind diese drei Studienphasen eine notwendige Voraussetzung. Dazu gehört der Nachweis, dass das neue Medikament im Vergleich zu etablierten Standardbehandlungen effektiver und im besten Fall besser verträglich ist. Hierfür ist es auch wichtig, die Lebensqualität der Patient*innen über strukturierte Fragebögen zu erfassen, um zu verstehen, wie es ihnen unter dieser Therapie geht.
«In klinischen Studien wird untersucht, bei welchen Patient*innen eine Behandlungswirkung eintritt und welche von der Behandlung nicht profitieren. Dies ist der erste Schritt zur Personalisierung der Therapie.»
Somit sind klinische Studien bei der Gewährleistung der Sicherheit und Wirksamkeit neuer Krebstherapien wichtig.
Rothschild: Ganz genau. Mit klinischen Studien wollen wir erfassen, ob eine neue Therapie wirksam ist und selbstverständlich haben wir dabei auch einen Fokus auf der Verträglichkeit. Für die spätere Behandlung ist es sehr wichtig zu wissen, ob die Medikamente sicher sind und in welcher Dosierung sie angewendet werden müssen. So soll jene Dosierung bestimmt werden, die eine grösstmögliche Behandlungswirkung gewährleistet und möglichst wenige Nebenwirkungen verursacht. Wichtig ist auch die Kenntnis möglicher Nebenwirkungen, damit die Patient*innen entsprechend vorbereitet und allenfalls präventiv behandelt werden können.
Welche Bedeutung haben klinische Studien bei der Personalisierung von Krebstherapien und der Entwicklung gezielter Behandlungsansätze?
Rothschild: In klinischen Studien wird untersucht, bei welchen Patient*innen eine Behandlungswirkung eintritt und welche von der Behandlung nicht profitieren. Dies ist der erste Schritt zur Personalisierung der Therapie. Beispielsweise kann sich zeigen, dass das Medikament bei Lungenkrebs hilft, nicht jedoch bei Darmkrebs. Heute geht diese Personalisierung noch viel weiter, indem die molekulare Feinstruktur des Tumors untersucht wird. Damit werden Unterformen des Tumors sichtbar, die mit unterschiedlichen Medikamenten gezielt behandelbar sind. Diese detaillierten Formen von klinischen Studien sind allerdings nur dank der intensiven Zusammenarbeit mit der Grundlagenforschung möglich, die im Labor stattfindet. Denn im Labor können mit Untersuchungen von Gewebeproben des Tumors vielleicht Unterschiede entdeckt werden, die mit angepassten Therapien behandelbar sind. Das Ziel der personalisierten Behandlung ist, die Therapien nur dort einzusetzen, wo auch ein Behandlungserfolg zu erwarten ist.
Damit unterscheiden sich diese Behandlungen fundamental von den früheren Chemotherapien.
Rothschild: Ja, dadurch unterscheiden sich diese Therapien von früheren Chemotherapien. Aber auch bei Chemotherapien, die heute weiterhin häufig eingesetzt werden, geht es darum, zu verstehen, bei welchen Patient*innen diese einen Nutzen haben oder was mögliche Resistenzfaktoren sind.
Wie können betroffene Patient*innen von der Teilnahme an klinischen Studien profitieren, und welche Möglichkeiten bieten sie für den Zugang zu neuen Behandlungsmethoden?
Rothschild: Zuerst möchte ich auf den altruistischen Aspekt hinweisen: Wer an einer klinischen Studie teilnimmt, hat in dieser Phase dank bereits erhaltenen Behandlungen auch von klinischen Studien profitiert und ermöglicht nun einen Wissenszuwachs, der schlussendlich wiederum anderen Patient*innen zugutekommt. Natürlich ist der Nutzen vorab offen, denn es handelt sich ja um eine neue Therapie, bei der diese Frage noch nicht abschliessend geklärt ist.
«Damit verbunden sind auch berechtigte Hoffnungen auf einen weiteren Therapieerfolg.»
Immerhin hatten diese Patient*innen bislang die bestmögliche Behandlung erhalten und stehen nun am Scheideweg: Keine weitere Therapie oder Studienteilnahme.
Rothschild: In der Tat besteht die Chance auf eine neue Behandlung, welche ohne die Teilnahme an der klinischen Studie nicht möglich wäre. Damit verbunden sind auch berechtigte Hoffnungen auf einen weiteren Therapieerfolg. Die Teilnahme an einer klinischen Studie ist auch mit einer sehr intensiven Betreuung verbunden. Natürlich ist der Betreuungsstandard in der Schweiz sehr hoch. Gelegentlich ist es so, wie Sie sagen, dass wir neue Therapien im Rahmen einer klinischen Studie anbieten können, wenn sonst keine Therapien mehr verfügbar sind. Dann ist es wichtig, Patient*innen eng zu begleiten und allzu grosse Hoffnungen etwas zu dämpfen.
Datum: 29.01.2024
Bristol Myers Squibb (BMS) ist ein weltweit führendes biopharmazeutisches Unternehmen, das das Leben von Patientinnen und Patienten durch Forschung und Wissenschaft verbessert. BMS ist eine führende Firma im Bereich klinische Forschung in der Schweiz und stellt sicher, dass Betroffene im Kampf gegen den Krebs frühzeitig Zugang zu innovativen Behandlungsmethoden erhalten.