Leberzellkarzinom Risiken Symptome
Leberkrebs
Therapien

Leberzell­karzinom – Risiken kennen, Symptome ernst nehmen

Leberzellkarzinom Risiken Symptome Experte Christian Weisshaupt

Dr. med. Christian Weisshaupt
Leitender Arzt, Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Kantonsspital St. Gallen 

 

Die Früherkennung des Leberzellkarzinoms erlaubt eine rechtzeitige Therapie und bietet eine bessere Prognose. Dank Fortschritten in der Behandlung hat sich auch die Prognose für fortgeschrittene Stadien deutlich verbessert.

Dr. med. Christian Weisshaupt, was ist Leberkrebs und welche unterschiedlichen Formen gibt es?

Dr. med. Christian Weisshaupt: Grundsätzlich handelt es sich beim Leberkrebs um eine seltene Erkrankung. Es gibt hauptsächlich zwei Formen: Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) mit einem Anteil von rund 90 Prozent sowie das seltenere Cholangiokarzinom, das aus den Gallenwegen hervorgeht.

 

Welche Personen haben ein erhöhtes Risiko, an Leberkrebs zu erkranken?

Weisshaupt: Im Prinzip haben fast alle Personen mit bestehenden chronischen Lebererkrankungen ein erhöhtes Risiko. Besonders kritisch ist dabei die Leberzirrhose als Endstadium einer chronischen Entzündung. Hauptursache hierfür ist häufig der chronische Alkoholkonsum. Zu den Risikofaktoren zählen auch chronisch verlaufende Viruserkrankungen wie Hepatitis B und C. Zudem können Autoimmunerkrankungen die Leber schädigen. Derzeit beobachten wir eine Zunahme von Leberkrebsfällen bei Personen mit starkem Übergewicht, was meistens mit Stoffwechselstörungen sowie Diabetes einhergeht. Dies führt häufig zu einer Verfettung der Leber mit chronischen Entzündungsfolgen (nichtalkoholische Steatohepatitis) und letztlich zur Entwicklung einer Leberzirrhose.

 

Was können Risikopersonen tun, um Leberkrebs frühzeitig zu erkennen?

Weisshaupt: Personen mit einer Leberzirrhose oder einer chronischen Hepatitis wird empfohlen, regelmässig – alle sechs Monate - eine Ultraschalluntersuchung der Leber durchführen zu lassen. Diese Untersuchung ist günstig und schmerzlos. Damit kann ein Tumor frühzeitig entdeckt werden. Zusätzlich kann ein sogenannter Tumormarker, das AFP (Alpha-1-Fetoprotein) bestimmt werden. Die Kombination dieser beiden Untersuchungen liefert wichtige Hinweise darauf, ob und wie sich ein Tumor entwickelt. Die Bestimmung von AFP ohne Ultraschall in der Vorsorge ist hingegen wertlos.

 

Welche Möglichkeiten gibt es, um Leberkrebs vorzubeugen?

Weisshaupt: Je nach Ursache gibt es einige Möglichkeiten: Wenn Alkohol im Spiel ist, hilft die Reduktion des Konsums oder gar der Verzicht darauf. Zur Vorbeugung einer Hepatitis B gibt es eine Impfung, die zuverlässig vor einer Erkrankung schützt.

Bei Hepatitis B und C wird eine Behandlung empfohlen, die in der Regel erfolgreich ist. Ein Restrisiko bleibt allerdings bestehen, wenngleich es viel kleiner ist. Eine gesunde Ernährung, regelmässige körperliche Aktivität und eine professionell begleitete Gewichtsreduktion sind ebenfalls wichtige Massnahmen, um das Krebsrisiko bei stark Übergewichtigen zu senken. Der Erfolg ist am grössten, wenn noch keine Leberzirrhose eingetreten ist.

Häufig treten lange keine Symptome auf. Gerade deshalb ist eine regelmässige Vorsorgeuntersuchung bei bestehendem Risiko wichtig.

Dr. med. Weisshaupt

Welche Symptome zeigen sich bei Leberkrebs?

Weisshaupt: Häufig treten lange keine Symptome auf. Gerade deshalb ist eine regelmässige Vorsorgeuntersuchung bei bestehendem Risiko wichtig. Ein Symptom kann plötzlich auftretendes Wasser im Bauch sein (Aszites). Bei grossen Tumoren können Bauchschmerzen auftreten. Die Krankheit kann auch Ableger bilden, beispielsweise in den Knochen. Diese können sich dann mit Knochenschmerzen bemerkbar machen, bevor der Leberkrebs festgestellt wurde, dies ist jedoch selten die erste Symptomatik. Gelbfärbungen der Haut sind eher typisch für die Gallenwegkarzinome, können aber auch bei einem Versagen der Leberfunktionen beim hepatozellulären Karzinom auftreten.

 

Wie wird Leberkrebs diagnostiziert?

Weisshaupt: Die Diagnose beginnt in der Regel mit einer Ultraschalluntersuchung. Gegebenenfalls werden anschliessend auch ein MRI und/oder ein CT durchgeführt. Zusätzlich wird das AFP bestimmt.

Bei Vorliegen einer Leberzirrhose zeigt das hepatozelluläre Karzinom eine typische Bildgebung, sodass oft keine Gewebeentnahme (Biopsie) aus dem Tumor erforderlich ist. Bei Unsicherheit der Diagnose oder bei Patient*innen ohne Leberzirrhose ist immer eine Biopsie empfohlen.

 

Welche Bedeutung hat die Diagnostik für die Therapieentscheidung?

Weisshaupt: Eine Biopsie ist wichtig für die molekulare Charakterisierung eines Tumors, denn das Ergebnis kann bestimmen, welche Art von Behandlung am besten geeignet ist. Es ist auch nötig, die Ausbreitung des Tumors zu bestimmen - wie gross er ist, wie viele Herde in der Leber aufgetreten sind und ob bereits Metastasen in anderen Organen vorliegen. Schliesslich wird die Leberfunktion, sowie der Druck in der Portalvene, der die Blutzuführung aus den Bauchorganen betrifft, bewertet. Liegt der Druck noch im normalen Bereich, dann können kleine Tumorherde in der Leber chirurgisch entfernt werden.

 

Welches Fazit ziehen Sie aus den Möglichkeiten der Früherkennung von Leberkrebs?

Weisshaupt: Grundsätzlich gilt: Je früher ein Karzinom entdeckt wird, desto eher kann eine Therapie einsetzen und die Prognose wird deutlich besser. Früher war die Prognose beim Leberkrebs eher traurig. Doch in den letzten Jahren gab es viele Fortschritte bei den Behandlungsmöglichkeiten, speziell beim metastasierten Leberzellkarzinom. Hier haben die neueren Immun- und Immunkombinationstherapien viel bessere Ergebnisse erzielt und damit grosse Fortschritte gebracht. Dies stimmt optimistisch für die weitere Zukunft der Therapie des Leberzellkarzinoms.

Journalist: Thomas Ferber
Datum: 04.04.2024