Hautkrebs
Wissen

Bessere Prognosen für das Merkel­zell­karzinom

Merkelzellkarzinom Experte Antonio Cozzio

Prof. Dr. Dr. Antonio Cozzio
Chefarzt / Klinikleitung
Klinik für Dermatologie
Kantonsspital St. Gallen

Neben der chirurgischen Entfernung setzt man bei der Behandlung des Merkelzellkarzinoms (MZK) heute vermehrt auf Immuntherapien. Damit kann die Prognose deutlich verbessert werden, auch bei Patient*innen mit Organbefall. An Therapiekombinationen wird ebenfalls laufend geforscht und teilweise konnten im Rahmen von klinischen Studien bereits gute Behandlungserfolge erzielt werden.

Was sind die Symptome eines MZK?

Prof. Cozzio: Das MZK ist ein sehr seltener Hautkrebs. Eigentlich gibt es praktisch keine spürbaren Symptome wie Juckreiz oder Schmerzen. Zuerst ist ein kleines, häufig etwas glasig erscheinendes, rötliches Knötchen sichtbar. Es wächst recht schnell. Dies muss immer ein Alarmzeichen sein.

 

An welchen Körperstellen bildet sich ein MZK am häufigsten?

Prof. Cozzio: Das MZK tritt vor allem an Stellen auf, wo die Sonne häufig heranscheint, wie beispielsweise im Gesicht und an den Armen. Es sind typischerweise Personen im Alter von 70 Jahren und darüber betroffen.

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für das MKZ?

Prof. Cozzio: In erster Linie erfolgt eine chirurgische Entfernung. Sie kann potenziell die Heilung bedeuten. Häufig gibt es zusätzlich eine Nachoperation, um einen grösseren Sicherheitsbereich rund um den Knoten mitzuentfernen.

Der nächste im Hautgebiet befindliche Lymphknoten wird ebenfalls entfernt und untersucht. Dies ist hilfreich für die Behandlungsprognose. Mitunter wird den Betroffenen anschliessend noch eine Bestrahlung des Operationsgebietes sowie eventuell der Lymphknotenregion empfohlen. Eine Chemotherapie wird heute im Falle eines fortgeschrittenen Stadiums weniger häufig empfohlen. Es werden in erster Linie Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem aktivieren, damit das eigene Immunsystem den Krebs effektiver bekämpft. Damit wurden viel bessere Ergebnisse erzielt.

Mit der Immuntherapie kann die Prognose heute deutlich verbessert werden, auch bei Patientinnen und Patienten mit Organbefall.

Prof. Antonio Cozzio

Wie ist die Prognose beim MZK?

Prof. Cozzio: MZK neigen zur frühen Ablegerbildung via Lymph- oder Blutgefässe. Deshalb ist leider schon bei recht kleinen Ersttumoren auf der Haut das Risiko gross, dass bereits eine Streuung erfolgt ist. Aus diesem Grund ist bereits im ersten Stadium (mit Hautknoten) die Lebenserwartung deutlich eingeschränkt, es überleben ca. 65 % der Patienten die ersten 5 Jahre. Wenn jedoch schon Ableger in Lymphknoten gebildet wurden, dann liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit nach 5 Jahren bei 25 – 40%. Bei einem Organbefall verstarben unter der lange Zeit üblichen Chemotherapie fast alle Patienten. Mit der Immuntherapie kann allerdings die Prognose heute deutlich verbessert werden, auch bei Patientinnen und Patienten mit Organbefall.

Klinische Studien sind für die Etablierung besserer Therapieangebote für MZK Patienten sehr wichtig. Wie beim schwarzen Hautkrebs liegt das Hauptinteresse beim MZK in Kombinationstherapien, welche beim Melanom grosse Erfolge zeigten. Es ist deshalb wichtig, dass MZK-Patientinnen und Patienten in einem Hautkrebszentrum an einem Tumorboard vorgestellt werden, damit die Betroffenen so gegebenenfalls an einer Studie teilnehmen können. 

Journalist: Thomas Ferber Ferber
Datum: 26.09.2022