Lungenkrebs
Erfahrungsbericht

Lebens­freude trotz Lungen­krebs

Mit 63 Jahren erhielt Regula die Diagnose metastasierter Lungenkrebs. Trotz dieser schweren Nachricht gelingt es ihr, ihr Leben aktiv zu gestalten, Freude zu spüren und den Alltag bewusst zu geniessen. Sie zeigt, dass Lebensfreude und Normalität auch bei einer ernsten Erkrankung möglich sind.

Regulas Geschichte

Regula ist ein Familienmensch und ein Lebemensch: Sie ist Mutter von drei erwachsenen Töchtern, sechsfache Grossmutter und vielseitig engagiert. Seit rund acht Monaten lebt sie mit der Diagnose metastasierter Lungenkrebs. Dennoch arbeitet sie weiterhin und ist auch in ihrer Freizeit sehr aktiv: Zusammen mit ihrem pensionierten Mann führt sie einen kleinen Bauernhof. Schafe, Hühner, Enten, Katzen und Hunde teilen das Zuhause mit einem grossen Garten, der ihr Ruhe und Erdung schenkt. Die Natur ist für Regula ein Zufluchtsort – hier schöpft sie Kraft und Gelassenheit: «Wenn ich einen schlechten Tag habe, gehe ich raus in die Natur – das beruhigt mich sehr.»

Regula hat Lungenkrebs aber läuft immer noch

Regula joggte schon immer viel und kann dem Laufsport auch jetzt wieder nachgehen - trotz Lungenkrebs.

Sport ist ein fester Bestandteil ihres Lebens, und Regula war schon immer eine leidenschaftliche Läuferin. Früher nahm sie an Bergmarathons teil; heute ist das Laufen Teil des Familienalltags. Mit ihrem Mann, Töchtern und dem Hund geht sie regelmässig joggen. «Beim Laufen kann ich einfach alles loslassen, das tut mir mental unglaublich gut», erzählt Regula. «Ich war immer überzeugt, dass körperliche Fitness hilft, widerstandsfähiger zu sein – gerade wenn man mit Krankheiten konfrontiert ist und Medikamente einnimmt. Und genau so war es dann auch.»

 

Die Diagnose und der Weg zu mehr Gelassenheit

Die Diagnose kam überraschend: Zuerst hatte Regula beim Laufen Atemprobleme, wurde langsamer und verspürte ein leichtes Druckgefühl auf der Brust. Sie suchte wegen Symptomen, die zunächst wie ein Herzinfarkt wirkten, den Notfall auf, doch die Ärztinnen fanden nichts. Erst später durch weitere Untersuchungen wurde der Lungenkrebs entdeckt. Während der Therapie fiel es Regula schwer, die Freude am Leben zuzulassen, weil sich ihr Wohlbefinden nicht mit dem typischen Bild von Krebspatientinnen deckte: «Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil es mir trotz Krebs und Krebstherapie gut ging.» Dank moderner Medikamente kann Regula ihr Leben weitgehend normal gestalten.

Leben mit Lungenkrebs und Lebensqualität

Regula geniesst auch die kleinen Freuden im Leben.

Regulas Erkrankung ist im palliativen Zustand. Sie weiss, dass palliativ bedeutet, dass ihre Erkrankung nicht mehr heilbar ist, ihre Behandlung aber jener einer chronischen Erkrankung ähnelt – und palliativ heisst nicht automatisch, dass das Ende unmittelbar bevorsteht. Diese Sichtweise half ihr, Ängste abzubauen. Gleichzeitig ist ihr bewusst, dass eine «Zeitbombe» in ihr tickt. Sie hat sich intensiv mit dem Sterben auseinandergesetzt und ist Exit beigetreten: «Ich möchte nicht um jeden Preis bei jedem Leiden am Leben bleiben und bin froh, diese Option offen zu haben.»

 

Stärke durch Zusammenhalt

Die Familie ist für Regula ein grosser Rückhalt. Die Zeit nach der Diagnose haben sie gemeinsam intensiv erlebt, viel geredet und geweint. Kurz vor Therapiebeginn nahm die ganze Familie an einem Krebslauf in Wallisellen teil, für den Regula sich mit ihrer Tochter bereits vor der Diagnose angemeldet hatte. Das war ein emotionaler Moment: «Im Ziel haben wir uns alle umarmt und geweint», erinnert sich Regula.

«Sich selbst nicht so ernst nehmen und den Humor nicht verlieren.»

Regula

Auch im beruflichen Umfeld spricht sie offen über ihre Erkrankung und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht: Viele Kollegen haben das Gespräch gesucht und sich interessiert gezeigt. Viele reagierten auch überrascht: «Du bist doch Nichtraucherin und hast so gesund gelebt, warum Lungenkrebs?» Damit räumt Regula ein hartnäckiges Vorurteil auf: «Lungenkrebs hängt nicht automatisch mit Rauchen zusammen. Der Krankheit können viele Ursachen zugrunde liegen.»

 

Die Kraft der Positivität

Trotz der Erkrankung konnte Regula viel Positives aus der Situation ziehen. Sie ist dankbar, so lange gut gelebt zu haben und hat nun gelernt, Nein zu sagen, gelassener zu sein und sich über jeden Tag zu freuen. Regula möchte nicht, dass die Krankheit ihr Leben bestimmt. Das rät sie auch anderen Krebsbetroffenen: «Zeit für sich nehmen, sich selbst nicht so ernst nehmen und den Humor nicht verlieren. Und für mich ganz wichtig: die eigene Vergänglichkeit akzeptieren. Niemand ist unsterblich.»

Regula hat Lungenkrebs und ihr Partner unterstützt sie beim Kampf gegen Krebs

Oft zusammen im Wald unterwegs: Regula mit ihrem Partner und dem Familienhund.

Regula geht es heute im Grossen und Ganzen sehr gut. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit beim Joggen liegt wieder auf dem Vorjahresniveau. Das Laufen wirkt für sie fast wie eine Therapie: «Ich bin nicht jemand, der sich im stillen Kämmerchen versteckt. Ich muss raus, mich bewegen, etwas tun.» Mit ihrer Haltung zeigt Regula eindrücklich, dass ein erfülltes Leben trotz palliativer Erkrankung möglich ist – selbstbestimmt, aktiv und voller Dankbarkeit für jeden einzelnen guten Tag.

Krebs-Kompass – Wissen und Erfahrungen rund um Krebs.

So vielfältig wie Krebs verläuft, so unterschiedlich sind die Erfahrungen damit. Regula macht deutlich: Auch in der palliativen Phase kann das Leben erfüllend und voller Freude sein.
Auf krebskompass.ch kannst du ihre Geschichte im Video miterleben – mit Bildern von Regula selbst, ihrer Familie und ihren Tieren.

Dort gibt es zudem:

Unterstützung: Orientierungshilfe und Tipps für Betroffene und Angehörige.
Krebs-Wissen: Informationen rund um verschiedene Krebsarten und Aktuelles aus der Wissenschaft – einfach erklärt.
Erfahrungsberichte: Persönliche Geschichten aus dem Leben mit Krebs.

Besuche krebskompass.ch, um Regulas Video zu sehen und weitere inspirierende Geschichten sowie hilfreiche Inhalte zu entdecken.

Catherina Bernaschina
Datum: 01.11.2025