Genexpressionstests helfen bei der Entscheidung der Brustkrebstherapie
Brustkrebs
Therapien

Genex­pressions­tests unterstützen Brust­krebs­therapie

Experte für Brustkrebs und Brustkrebs Therapien

Prof. Dr. med. Uwe Güth
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Affidea brustCare
Brust-Zentrum Zürich
Koordinator des Brustkrebszentrums der Klinik Hirslanden Zürich

Genexpressionstests helfen, die Notwendigkeit einer Chemotherapie bei Brustkrebs besser einzuschätzen. Im Gespräch erklärt Prof. Uwe Güth vom Brustzentrum Zürich wie diese Tests funktionieren und wann sie besonders wichtig sind.

Mehr  Sicherheit  bei  der  Therapieentscheidung

 

Prof. Güth, was genau versteht man unter Genexpressionstests?

Prof. Güth: Genexpressionstests messen die Aktivität von bestimmten Genen in der Tumorzelle. Bestimmte Eiweisse, welche durch Auslesen dieser Gene hergestellt werden, können das Tumorwachstum begünstigen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei das Eiweiss Ki-67 (ein sog. Proliferationsmarker). Ist besonders viel von diesem Eiweiss in der Krebszelle vorhanden, deutet das auf ein schnelleres und aggressiveres Wachstum der Erkrankung hin.

Die Genexpressionstests werden bei Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem HER2-negativem Brustkrebs im Frühstadium eingesetzt, insbesondere wenn die Menge des Proliferationsmarkers Ki-67 in einem Zwischenbereich liegt, also weder klar niedrig noch klar hoch ist. Diese Information ist wichtig, um beurteilen zu können, ob eine Chemotherapie notwendig ist, oder ob diese für die Patientin keinen Vorteil bringt.

 

Etwa 10% aller Brustkrebs-Patientinnen profitieren von diesem Test.

Seit über zehn Jahren sind solche genomischen Tests in der Schweiz verfügbar. Wie haben sie die Behandlungsentscheidungen konkret beeinflusst?

Güth: Vor der Zeit der Genexpressionstests hat man Patientinnen mit mutmasslich höherem Risiko meistens zur Chemotherapie geraten, weil es noch keine Entscheidungshilfe für den Grenzbereich zwischen niedrigerem und höherem Risiko gab. Die präzisere Analyse durch Genexpressionstests ermöglicht es, diese Grenze eindeutiger zu bestimmen und damit Chemotherapien gezielter einzusetzen oder aber mit gutem Gewissen darauf zu verzichten. Dies verbessert die Behandlungsqualität entscheidend. Insbesondere durch das Weglassen einer nicht effektiven, aber dennoch nebenwirkungsreichen Chemotherapie. Auf der anderen Seite gibt der Test auch Sicherheit für ein besseres Behandlungsergebnis, wenn eine Chemotherapie erforderlich ist.

Aussage einer Patientin von Prof. Güth

«Dadurch, dass mein Ärzteteam den Genexpressionstest in Auftrag gegeben hat, fühlte ich mich als Patientin ernst genommen und als Mensch respektiert. Man hat nicht einfach «zur Sicherheit» eine Chemotherapie empfohlen, sondern wollte wirklich abklären, ob ich von dieser Behandlung profitiere. Bei mir hat der Test gezeigt: Eine Chemotherapie erhöht meine Heilungschancen um mehr als 15 Prozent. Dieses klare Ergebnis hat mich eindeutig von der Therapie überzeugt. Ich weiss nun, was eine Chemotherapie bedeutet, und die Monate unter Behandlung waren nicht leicht. Aber mit dem Wissen, dass sie mir nachweislich nützt, war diese Zeit für mich deutlich besser zu bewältigen.»

 

Wie helfen diese Tests konkret bei der Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie?

Güth: Der Genexpressionstest liefert eine wichtige Entscheidungsgrundlage: Er zeigt, wie aktiv bestimmte krebsrelevante Gene im Tumor sind und wie hoch das Risiko für einen Rückfall eingeschätzt wird. Liegt das Rückfallrisiko hoch, spricht dies eher für eine Chemotherapie. Ist es niedrig, kann in vielen Fällen darauf verzichtet werden. Einer der Tests ist zusätzlich in der Lage, den zu erwarteten Chemotherapienutzen einzuschätzen. So hilft der Test, Über- oder Unterbehandlungen zu vermeiden. Die meisten Patient innen empfinden Erleichterung, wenn eine Chemotherapie ver mieden werden kann. Viele fühlen sich auch sicherer, wenn eine Therapieempfehlung eindeutig ist und Klarheit über den weiteren Therapieverlauf besteht.

Tests zur Klärung von Brustkrebs Chemo

Die ärztliche Kommunikation spielt dabei eine zentrale Rolle: Patient innen sollen verstehen, warum eine Therapie empfohlen oder als nicht notwendig angesehen wird. Die Akzeptanz und Therapietreue steigen, wenn die medizinischen Entscheidungen nachvollziehbar erklärt werden. Hier bedeutet der Genexpressionstest eine wichtige Behandlungsunterstützung.

 

Was möchten Sie betroffenen Frauen abschliessend mit auf den Weg geben?

Güth: Die Heilungschancen beim frühen Brustkrebs sind heute sehr hoch, und der Nutzen der Chemotherapie wird immer gezielter abgewogen. Die moderne Medizin profitiert dabei von grossen Datenmengen und kontinuierlicher Forschung. Anhand von Erkenntnissen aus Studien und Erfahrungen aus der täglichen Praxis zeigt sich, wie wichtig es ist, Therapieentscheidungen individuell und auf Basis aussagekräftiger Tests zu treffen.

Thomas Ferber
Datum: 04.10.2025