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Brustkrebs
Erfahrungsbericht

«Es gibt tausend Dinge, für die ich dankbar bin und die gut laufen – darauf kon­zen­triere ich mich»

Regulas anfänglich wenig aggressiver Brustkrebs mutiert innert kurzer Zeit zu einer unberechenbaren Krankheit. Doch sie hat Glück im Unglück, denn: eine neue Kategorisierung ihres Tumors in HER2 Low ermöglicht ihr eine neue Behandlung. Und diese zeigt Erfolg – Regulas Metastasen stagnieren.

Wie aus dem Nichts und völlig unerwartet trifft Regula Honegger der Brustkrebs. «Ich war wenige Wochen vor der Mammografie bei meiner Frauenärztin und da wurden keinerlei Auffälligkeiten festgestellt. Entsprechend entspannt bin ich zur Vorsorge-Mammografie gegangen», erinnert sich die 57-Jährige. Was die Untersuchung aufdeckt, ist ein 2,5 Zentimeter grosser Knoten in der Brust – so gut versteckt, dass ihn weder die Frauenärztin noch Regula selbst ertasten konnten. Sofort wird eine Biopsie gemacht und die Diagnose hormonpositiver Brustkrebs gestellt. Der «Täter», wie Regula ihren Krebs mit einem Augenzwinkern nennt, wurde als wenig aggressiv eingestuft, die Prognosen als gut beurteilt. Der erste Moment sei schon ein Schock gewesen, sie konnte die Diagnose schlicht nicht glauben.

«Ich und Krebs? Es ging mir doch so gut und ich fühlte mich topfit.» Die Ungläubigkeit und die Verdrängungstaktik wichen allerdings dem Pragmatismus, sobald Regula ihren weiteren ‹Fahrplan› kannte. «So funktioniere ich – lösungsorientiert. Sobald ich weiss, wie es weitergeht, packe ich es an und schaue vorwärts». Das Glas sei für sie stets halbvoll, die positiven Seiten im Leben überwiegen. «Für mein Umfeld war die Krankheit schwieriger zu akzeptieren. Sie hatten teilweise mehr Rede- und Unterstützungsbedarf als ich», so Regula.

 

Arbeit als Teil der Therapie

Was folgte waren Chemotherapie, um die Tumorgrösse zu reduzieren, Operation und anschliessend Bestrahlung. Regula erzählt, dass es ihr immer sehr gut ging, sie kaum Nebenwirkungen hatte und stets 100 Prozent arbeitete. «Meine Arbeit war Teil meiner Therapie, eine wertvolle Auszeit», sagt sie. Wie wichtig Regula Honegger ihre Arbeit und ihre Kolleg*innen sind, darauf kommt sie in unserem Gespräch wiederholt zu sprechen. Sie leitete damals den Bereich Hauswirtschaft in einem grösseren Pflegeheim im Kanton Aargau. Das Arbeitsumfeld und die Tagesstruktur behalten zu können, habe ihr bei der Krankheitsbewältigung enorm geholfen. «Möglich gemacht hat das mein sehr grosszügiger Arbeitgeber und das Verständnis meiner Kolleg*innen; wenn ich mal wieder fehlte oder nicht so fix mit der Arbeit war», sagt Regula. Eine offene Kommunikation sei in diesem Zusammenhang zentral, ebenso, wie auf den Körper zu hören.

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«Mein Leben ist absolut lebenswert – trotz Krebs»

Krebsfrei und dann der nächste Schlag

Nach Abschluss der Behandlung gilt Regula als krebsfrei, lediglich ihre Anti- Hormontherapie muss sie weiterhin einnehmen. Monatlich werden ihre Leberwerte geprüft. Und diese sind plötzlich sehr schlecht. Die Hiobsbotschaft: Der Krebs hat in die Leber gestreut. «Mein nicht besonders aggressiver ‹Täter› war zu einem Monster mutiert, das nun mit voller Wucht zuschlug», erzählt Regula. Sie sei komplett überrascht gewesen über die Tatsache, dass ein Krebs überhaupt mutieren kann. «Glücklicherweise habe ich eine grossartige Betreuung im Kantonsspital Baden, bekomme alle nötigen Informationen und schenke meinen Ärzt*innen vollstes Vertrauen».

Regula betont aber auch, dass man als Patient*in Fragen stellen und eigenes Engagement zeigen müsse, um in der Flut an Informationen zurechtzukommen. Aber sie sagt auch: «Man muss auch nicht alles wissen. Ich habe kein einziges Mal gegoogelt und mir gedacht: ‹was ich wissen muss, das wird man mir schon sagen›.»

 

Eine Therapie zeigt Wirkung

Regula wird erneut mit verschiedenen Chemotherapien behandelt, allerdings mit verhaltenem Erfolg. Die Nebenwirkungen sind diesmal heftig, die Haut an ihren Händen und Füssen schält sich fast bis auf die Knochen. Die Ärzt*innen entscheiden sich zum Therapie-Abbruch. Denn inzwischen weiss man, dass Regulas Tumor in die neue Kategorisierung HER2 Low fällt. Dadurch stehen weitere Therapieoptionen zur Verfügung, die Regulas Ärzt*innen hoffen lassen. Alle drei Wochen bekommt Regula nun eine Infusion, die sie sehr gut verträgt und die ihre Lebermetastasen in Schacht hält. «Das Wachstum der Metastasen ist zum Stillstand gekommen und es geht mir sehr gut. Mein Leben ist absolut lebenswert – trotz Krebs», betont Regula. Sie gibt zu, dass sie nach der zweiten Diagnose für einen Moment dachte: «Jetzt habe ich schon wieder solches Pech». Aber das bringe ja nichts. So habe sie sich gesagt: «Raus aus dem Bett, geniesse dein Leben und erfreue dich an dem, was geht.» Velofahren etwa sei schwierig geworden, also ist sie aufs E-Bike umgestiegen. Arbeiten geht nicht mehr 100 Prozent, also hat sie die Leitung abgegeben und ist auf ein 50 Prozent-Pensum umgestiegen. Sie freue sich an ihrem Garten und geniesse jeden Sonnenstrahl. «Es gibt tausend Dinge, für die ich dankbar bin und die gut laufen – daran versuche ich mich zu halten.»

Brustkrebs dank HER2 Bestimmung besser behandeln

Der Nachweis des HER2-Rezeptors beim Brustkrebs hat dazu geführt, dass Patientinnen gezielter behandelt werden können. Damit wurde die Chance für ein Gesamtüberleben erheblich verbessert oder gar das Leben gerettet. 

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Journalistin: Anna Birkenmeier
Datum: 16.04.2024