BRCA-Mutation beim Prostatakrebs – Konsequenzen für Therapie und Vorsorge
Beim Brustkrebs ist die BRCA-Testung schon länger ein Thema, wie das Beispiel von Angelina Jolie verdeutlicht hat. Nun zeigt sich laut Prof. Richard Cathomas vom Kantonsspital Graubünden immer mehr, dass das Thema auch beim Prostatakrebs sehr viel wichtiger ist, als früher angenommen wurde.
Im Gespräch mit Dr. Cathomas
Dr. Cathomas, was ist der BRCA-Test und warum ist er wichtig für Männer mit Prostatakrebs?
Cathomas: Es handelt sich um eine Untersuchung am Gewebe des Prostata-Krebses. Die Analyse soll bestimmen, ob krankmachende Veränderungen in der Erbsubstanz der Krebszellen vorhanden sind. Konkret geht es um das BRCA-Gen. Es ist für die Reparatur von Fehlern in der Genstruktur der Erbsubstanz zuständig. Es wird auch als Tumor-Suppressor (Unterdrücker)-Gen bezeichnet. Wenn das BRCA-Gen mutiert – sprich verändert – ist, kann das zu vermehrten Krebserkrankungen führen, weil die krebsverursachenden Fehler bei der Zellteilung nicht mehr repariert werden.
Bei Männern mit Prostatakrebs ist die Mutation von BRCA bei 6 – 8 % der Fälle beteiligt. Je etwa hälftig ist die BRCA-Mutation vererbt (sogenannte Keimbahnmutation in allen Körperzellen) oder im Laufe des Lebens aufgetreten (sogenannte somatische Mutation nur im Tumor). Handelt es sich um eine vererbte Mutation, dann sollte in der Familie des Betroffenen eine genetische Abklärung stattfinden. Das Ergebnis hat Konsequenzen für die Vorsorge der Familienmitglieder und für die Therapie des Patienten. Heute gibt es Medikamente, die sich gegen die BRCA-Mutation richten.
Bei welchen Männern mit Prostatakrebs ist die Durchführung eines BRCA-Tests sinnvoll?
Cathomas: Wir suchen bei allen Männern mit einem metastasierten Prostatakarzinom die BRCA-Mutation zuerst in den Tumorzellen. Wird dort eine BRCA Mutation gefunden wird die Mutation auch in den gesunden Zellen gesucht. Dies erfolgt mittels eines Bluttests. Bei diesem Gentest ist eine vorangehende genetische Beratung sehr wichtig, denn das Resultat kann Auswirkungen auf die Therapie des Patienten selbst sowie die Beratung weiterer Familienmitglieder haben. Alle damit verbundenen Konsequenzen sollten dem Patienten bekannt sein. Zudem braucht es bei dieser Keimbahntestung eine vorgängige Kostengutsprache der Krankenkasse, weil diese Bluttests sehr teuer sind.
Welche Bedeutung haben BRCA-Mutationen für die Entstehung und Behandlung von Prostatakrebs?
Cathomas: Wenn eine BRCA-Mutation vorhanden ist, dann ist diese ursächlich für die Krebsentstehung verantwortlich. Dieses Wissen ist für die Therapie wichtig, weil heute gezielt Medikamente gegen diese Mutation eingesetzt werden können. Es handelt sich dabei um sogenannte PARP-Inhibitoren, die als Tablette eingenommen werden.
Wie werden die Ergebnisse des BRCA-Tests interpretiert?
Cathomas: Hier hilft das Labor, wo die Analyse stattfindet. Es konsultiert Datenbanken, die zeigen, ob es sich bei den gefundenen Mutationen, die sehr vielfältig sein können, um krankmachende Veränderungen handelt. Wenn eine vorhandene BRCA-Mutation im Krebs gefunden wird, beeinflusst das die Behandlung. Bei einer zusätzlich im Blut festgestellten, vererbten Mutation, sollte auch die Familie untersucht werden.
Viele Patienten haben Bedenken oder Ängste in Bezug auf die genetische Beratung. Warum ist sie für die Familie von Prostatakrebsbetroffenen wichtig?
Cathomas: Grundsätzlich kann ein ausführliches, erklärendes Gespräch dazu beitragen, viele Ängste zu beseitigen. Es geht um die Information, was von einem Test zu erwarten ist. Bei einer genetischen Beratung hilft der Stammbaum weiter.
Sind in der Familie gehäuft Krebserkrankungen aufgetreten, dann kann die Lokalisation der Krebserkrankung und das Alter beim Auftreten Hinweise auf eine mögliche BRCA-Mutation geben.
Wird dies durch eine Untersuchung bestätigt, dann hilft dieses Wissen bei der Vorbeugung in der Familie. Beispielsweise kann mit regelmässigen und früher einsetzenden Vorsorgeuntersuchungen gezielt nach Krebserkrankungen mit einer BRCA-Mutation gesucht werden, wie sie bei bestimmten Formen von Brust-, Eierstock-, Bauchspeicheldrüsen-und Prostatakrebs auftreten können. Bei einem frühzeitigen Eingreifen sind die Heilungschancen viel grösser.
Welche Ressourcen und Unterstützung stehen Männern mit Prostatakrebs zur Verfügung, die den BRCA-Test in Betracht ziehen?
Cathomas: Erste Ansprechpartner sind die behandelnden Onkolog*innen. In den meisten Zentren in der Schweiz wird aktuell zudem die genetische Beratung ausgebaut. Es gehört heute zum Standard, dass der BRCA-Test und die genetische Beratung im Falle eines Prostatakarzinoms angeboten und durchgeführt wird.
CH-LYN-00263/CH-8373
Datum: 17.11.2023
Das Ziel von AstraZeneca und MSD Merck, Sharp and Dohme ist es, Krebs als Todesursache zu eliminieren. Deswegen konzentrieren wir uns auf die Forschung und Entwicklung von Medikamenten der nächsten Generation, welche das Potenzial haben, die Krebsbehandlung neu zu definieren. Wir wollen noch mehr Krebspatienten Hoffnung auf eine bessere Behandlung mit Hilfe neuer Wirkstoffe geben.