Krebsbetroffene sind Resilient trotz Krebsdiagnose
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Patientenkompetenz

Resilienz: Schlüssel zur inneren Stärke beim Umgang mit Krebs

Obwohl der Begriff Resilienz in aller Munde ist, wissen viele nicht so genau, was er bedeutet. Wir klären über dieses wichtige Thema auf und schöpfen dabei aus dem Erfahrungsschatz einer Expertin und zweier direkt Betroffenen.

Die  innere  Widerstandsfähigkeit

Trotz langwierigen Behandlungen, der Unsicherheit und der emotionalen Belastung zeigen viele Krebspatient*innen eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit. Diese Fähigkeit, nach schwierigen Situationen wieder aufzustehen und weiterzumachen, wird als Resilienz bezeichnet und spielt eine entscheidende Rolle im Umgang mit einer Krebserkrankung. «Stell dir vor, du drückst einen Schwamm zusammen und er springt sofort zurück in seine ursprüngliche Form. Ähnlich ist es, wenn man eine Krebsdiagnose erhält und das Gefühl hat, dass das Leben einen zusammendrückt. Resilienz bedeutet hier, wieder Zugang zu den inneren Ressourcen zu finden», so der erfahrene Resilienz- Coach Christina Weigl.

 

Resilienz stärken

Resilienz ist eine Schlüsselkomponente im Umgang mit Herausforderungen, so auch bei einer Krebserkrankung. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ressourcen, um schwierige Zeiten zu überstehen und die inneren Strategien, um Emotionen und negative Impulse zu steuern sowie die Entdeckung der Selbstwirksamkeit. «Ressourcen sind all diejenigen Dinge im Leben, die uns positive Energie geben und einem guttun. Ein Spaziergang im Wald, eine spannende Diskussion mit Freund*innen oder das herzhafte Singen des Lieblingsliedes», weiss Weigl. Sie betont, dass jeder Mensch über Resilienz verfügt. Deren Grundsteine werden schon früh im Leben gelegt und durch Erfahrungen geformt: «Mit der Zeit entwickeln wir ein Bewusstsein und Strategien dafür, wie man mit schwierigen Situationen umgeht. Diese Strategien kann man trainieren und verbessern.»

Krebspatienten sind oft resilient

Resilienzfaktoren kann man stärken und verbessern

Krebsbetroffene können lernen, wie sie ihren Körper bei der Heilung unterstützen, indem sie ihre Resilienz stärken. Ein wichtiger Hebel ist die Gedanken- und Emotionssteuerung: «Bei diesem Resilienzfaktor geht es darum, dass unsere Gedanken die Emotionen steuern, welche unsere Hormonausschüttung beeinflussen, was sich wiederum auf die Gesundheit auswirkt. Wer seine Emotionen durch seine Gedanken bewusst in eine vorteilhafte Richtung lenken kann, kann so auch positiven Einfluss auf seinen Körper und sein Immunsystem nehmen», erklärt die Expertin.

Optimismus ist ein weiterer wichtiger Resilienzfaktor, um mit der Erkrankung umzugehen. Andy, seit 2018 an einem Multiplen Myelom erkrankt, hat diese innere Haltung sehr geholfen. Andy ist ein von Grund auf positiver Mensch mit Stehauf-Kompetenzen. Er merkte jedoch, dass er externe Hilfe brauchte, um durch seine Erkrankung zu kommen: «Dank der Mentaltrainerin gelang es mir, den Fokus noch besser auf das Positive zu lenken und dankbar zu sein, für das, was ich habe.» Rückschläge und Herausforderungen sieht er heute als Möglichkeiten etwas zu lernen und dadurch zu wachsen:

«Die positiven Emotionen haben mir geholfen, weiterzumachen.»

Andy

Das Vertrauen einer Person in ihre Fähigkeit, mit Herausforderungen und Schwierigkeiten umzugehen, indem sie ihre eigenen Ressourcen und Fähigkeiten nutzt, nennt man in der Wissenschaft auch Selbstwirksamkeit. Sie bildet eine weitere Säule der Resilienz. Weitere Faktoren bzw. Säulen, welche die Resilienz ausmachen und deren Stärkung während einer Erkrankung essenziell ist, sind die Impulskontrolle, Empathie/Selbstempathie, die Fähigkeit Unterstützung anzunehmen, sowie die Entwicklung einer sinnstiftenden Zukunftsvision. «Diese sieben Säulen der Resilienz sind alle Teil davon, wie wir mit Herausforderungen und schwierigen Situationen umgehen. All diese Faktoren sind miteinander verknüpft und verschmelzen zum Teil auch miteinander. Wenn der Stein mal ins Rollen gekommen ist, beeinflussen sich die Faktoren auch gegenseitig», so Weigl.

 

Die Rolle des Umfelds

Rosmarie Pfau ist Lymphom-Survivor. Auch ihr haben Mentaltraining und Entspannungsübungen dabei geholfen, ihre Resilienz während ihrer langjährigen Krebsgeschichte zu stärken. Um andere Betroffenen zu unterstützen, rief sie eine Patientenorganisation für Lymphom-Betroffene ins Leben: «Der Kontakt mit Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, stärkt verschiedene Resilienzfaktoren. Man erfährt Empathie, erkennt Selbstwirksamkeit an den Beispielen anderer, und man spürt vor allem den Optimismus», beschreibt sie.

Krebsbetroffene sind Menschen mit Krebs die sich mit ihrer Resilienz auseinandersetzen

Das soziale Netzwerk, die Unterstützung von Familie, Freund*innen und medizinischem Personal sind wichtige Aspekte der Resilienz. Sie spielen eine entscheidende Rolle dabei, die Belastung der Krankheit zu bewältigen, wie Andy erklärt: «Meine Freunde taten alles dafür, damit ich einigermassen positiv blieb. Gerade am Anfang waren sie eine grosse Stütze. Aber auch heute noch hilft es mir, mit ihnen und mit meiner Partnerin meine Freuden und Sorgen zu teilen.»

Resilienz ist kein Prozess, sondern ein Entscheid. Sie ist eine bemerkenswerte Eigenschaft, die bei Krebspatient*innen den Unterschied zwischen Weitermachen und Aufgeben ausmachen kann – oder in Andys Worten: «Man hat zwei Möglichkeiten: Aufgeben und sagen «warum ich?» oder sagen «jetzt erst recht!» So sieht es auch Rosmarie Pfau: «Man wählt, der Krankheit nicht einfach ausgeliefert zu sein, sondern, dass man ihren Verlauf und das eigene Leben positiv beeinflussen kann, indem man sich informiert, sich selbst reflektiert und an sich arbeitet», bringt sie es auf den Punkt.

Podcaststaffel Resilienz

Höre die ganze Geschichte von Andy und Rosmarie sowie alle Tipps von Christina Weigl in der Podcaststaffel zum Thema Resilienz:

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Catherina Bernaschina
Datum: 23.04.2024