Diffus grosszelliges B-Zell-Lymphom Behandlungen
Blutkrebs
Wissen

Neue Per­spek­tiven in der Be­hand­lung des diffusen gross­zelligen B-Zell-Lymphoms

Diffus grosszelliges B-Zell-Lymphom Experte

Prof. Dr. med. Christoph Mamot
Chefarzt Onkologie
Co-Leitung Onkologie, Hämatologie
und Transfusionsmedizin
Kantonsspital Aarau

Das diffuse grosszellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist eine aggressive, aber gut behandelbare Krebserkrankung der B-Lymphozyten. Prof. Christoph Mamot erklärt die Symptome, moderne Diagnoseverfahren und die vielversprechenden Therapieansätze, die dank gezielter Behandlungen eine hohe Heilungschance bieten.

Im  Gespäch  mit  Prof.  Mamot

Prof. Christoph Mamot, was ist das diffuse grosszellige B-Zell-Lymphom, und wie äussert sich die Erkrankung bei den Betroffenen?

Prof. Mamot: Das diffuse grosszellige B-Zell-Lymphom – kurz DLBCL – ist eine Erkrankung von Abwehrzellen des Immunsystems. Es handelt sich um die B-Lymphozyten, also einer bestimmten Form von weissen Blutkörperchen. Die Krankheit tritt plötzlich auf und manifestiert sich sehr rasch. Die Patient*innen spüren und merken in der Regel eine meist rasche Vergrösserung der Lymphknoten. Dies geschieht klassischerweise am Hals, wo die Lymphknoten leicht zu ertasten sind.

Vergrösserte Lymphknoten können aber auch an anderen Körperstellen auftreten. Meistens bemerken die Betroffenen einen plötzlichen Leistungsknick und ihr Zustand verschlechtert sich in der Regel innerhalb von wenigen Wochen. Weitere sogenannte B-Symptome sind Müdigkeit, Nachtschweiss, Gewichtsverlust und unklares Fieber. Sie sind nicht spezifisch für das DLBCL, aber nützlich für die Stadieneinteilung der Erkrankung. Ihr Vorhandensein kann darauf hindeuten, dass die Krankheit weiter fortgeschritten ist.

 

Sind Lymphknotenvergrösserungen immer ein Symptom für DLBCL?

Mamot: Nein. Die Lymphknotenschwellungen können auch bei Infektionen der oberen Atemwege auftreten, wie beispielsweise Grippe, Angina oder Erkältungen. Diese Schwellungen sind meist etwas schmerzhaft, wenn man sie untersucht. Beim DLBCL sind es hingegen auffällige Lymphknotenschwellungen von zwei Zentimetern und mehr, die nicht schmerzhaft sind.

Diffus grosszelliges B-Zell-Lymphom

Wie wird DLBCL diagnostiziert?

Mamot: Wir untersuchen unter dem Mikroskop eine Gewebeprobe der verdächtigen Lymphknoten. Dazu entnehmen wir entweder einen vollständigen Lymphknoten oder wir stanzen mit einer Spezialnadel einen kleinen Gewebszylinder aus dem Lymphknoten heraus. Unter dem Mikroskop suchen wir nach krankhaft veränderten B-Lymphozyten.

In einem weiteren Schritt identifizieren wir an ihrer Zelloberfläche verankerte Antigene – Eiweissstrukturen, die als Erkennungsmerkmale dienen. Sie helfen nicht nur bei der Diagnosestellung, sondern werden auch für moderne Therapien genutzt, die gezielt gegen diese Antigene wirken. Zudem sprechen wir beim DLBCL nicht von Metastasen, weil die erkrankten B-Lymphozyten überall im Körper zirkulieren. Somit ist es weniger entscheidend, ob die Erkrankung an wenigen oder auch vielen Stellen auftritt – das DLBCL bleibt in jedem Fall eine systemische Erkrankung, welche den ganzen Körper betrift.

 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei DLBCL, und wie unterscheiden sich diese?

Mamot: Der rasche und aggressive Verlauf der Erkrankung hat einen Vorteil: Die Patient*innen suchen sehr schnell ärztliche Hilfe auf, wodurch rasch mit der Behandlung gestartet werden kann. Das Positive ist, dass die Krankheit sehr gut behandelbar ist.

Gestartet wird mit der sogenannten Erstlinientherapie. Dies ist immer eine Chemotherapie, kombiniert mit einem Antikörper. Damit können bereits rund 70 Prozent der Patient*innen geheilt werden. Grundsätzlich kommen alle Patient*innen für diese Therapie in Frage. In gewissen Fällen kann eine Strahlentherapie erfolgen. Derzeit ändert sich gerade die Behandlung und es kommen noch weitere Formen der Immuntherapie dazu.

«Alles in allem ist das DLBCL eine Erkrankung die heute sehr gut und sehr erfolgreich behandelt werden kann.»

Prof. Mamot

Bitte erklären Sie uns die Möglichkeiten der Immuntherapie genauer.

Mamot: Es gibt viele Arten der Immuntherapie. Beispielsweise werden Antikörper genutzt, die sich gegen die Antigene der erkrankten B-Lymphozyten richten. Dieses Prinzip wurde noch verfeinert. So ist es heute auch möglich, dass die Antikörper sich gleichzeitig an Krebszellen und an Abwehrzellen heften. Dies bedeutet, dass die Abwehrzellen direkt an die Krebszellen herangeführt werden.

In allen Fällen wird die Behandlung mit einer Chemotherapie ergänzt. Ganz raffiniert ist eine weitere Methode, bei welcher der Antikörper die Chemotherapeutika direkt in die Krebszellen einschleust. Schliesslich gibt es noch die CAR-T Zell Therapie. Hier werden den Patient* innen gesunde Abwehrzellen entnommen, im Labor umprogrammiert und vermehrt. Diese Zellen richten sich bei der Verabreichung gegen das DLBCL und zerstören die kranken Lymphozyten.

 

Mit welchen Nebenwirkungen müssen Patient*innen bei den neuen Therapien rechnen?

Mamot: Die Nebenwirkungen unterscheiden sich von denen der klassischen Chemotherapie. Zielgerichtete Therapien können Müdigkeit, Blutbildveränderungen und Übelkeit verursachen. Immuntherapien aktivieren das Immunsystem und können grippeähnliche Symptome sowie Entzündungen im Körper auslösen. In seltenen Fällen treten neurologische Beschwerden wie Aufmerksamkeitsstörungen auf.

Es ist wichtig, dass die Behandlung in einem Zentrum mit viel Erfahrung im Umgang mit diesen Therapien stattfindet. Dies ermöglicht es, Nebenwirkungen sehr früh zu erkennen und sie schnell und erfolgreich zu behandeln. Alles in allem ist das DLBCL eine Erkrankung die heute sehr gut und sehr erfolgreich behandelt werden kann.

 

CH-ONCD-250001 04/2025

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Datum: 28.04.2025