
Folgen der Prostataentfernung: Tabu brechen und Behandlung beginnen

Männern, die nach einer Entfernung der Prostata an Inkontinenzsymptomen oder einer Erektionsschwäche leiden, kann in den allermeisten Fällen geholfen werden. Prof. André Reitz erklärt, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und warum es wichtig ist, diese Themen offen anzusprechen, um die Lebensqualität zu verbessern.
Bei einer Prostata-Entfernung aufgrund eines Prostatakarzinoms sind Blasenschwäche (Inkontinenz) und Erektionsstörungen häufige Folgen. Denn diese Operation ist ein Eingriff, der nicht nur die blosse Entfernung der Prostata umfasst, erklärt Prof. André Reitz: «Es handelt sich um einen Eingriff, der auch an die Prostata angrenzende Strukturen, wie Nerven- und Blutgefässe , betreffen kann. Das Ziel des Eingriffs ist es, sämtliches vom Krebs befallenes Gewebe zu entfernen.» Wenn der Prostatakrebs weit ins umliegende Gewebe vorgedrungen ist, ist es häufig nicht mehr möglich, die Nerven zu schonen, die den Schliessmuskel der Blase oder die Erektion steuern. «Impotenz, Erektionsstörungen oder eine Blasenschwäche können die Folge sein», so Reitz.
Risiko altersabhängig zunehmend
Das grösste Risiko für Inkontinenz ist das Alter: Männer Mitte 60 haben ein deutlich geringeres Risiko als Männer Mitte 70 oder älter. Dasselbe gilt für das Risiko einer Erektionsstörung – wobei diese nicht nur von der Operation abhängt. Mit zunehmendem Alter treten häufiger Begleiterkrankungen wie Diabetes, Gefässerkrankungen und andere Störungen auf, die eine Erektionsstörung begünstigen können. Reitz betont, dass viel Erfahrung mit der Operationsmethode ein wichtiger Faktor für ein gutes Ergebnis ist: «Darum werden solche Eingriffe heute ausschliesslich von zertifizierten Operateur*innen durchgeführt.» Alternativ zur Operation kann auch eine Strahlentherapie erfolgen. Welche Methode am besten geeignet ist, wird im Tumorboard und gemeinsam mit dem betroffenen Patienten besprochen. Im Tumorboard sind alle Fachdisziplinen vereint, die an der Behandlung des Prostatakrebses beteiligt sind – so kann die individuell optimale Therapie festgelegt werden.

Blasenschwäche behandeln
«Für viele Männer stehen Erektionsstörungen nach der Operation zunächst nicht im Mittelpunkt, da häufig gleichzeitig eine Inkontinenz auftritt», erklärt Reitz. «Deshalb kümmern wir uns zuerst um das Problem der Blasenschwäche.» Eine Blaseninkontinenz wird gemäss Reitz oft direkt nach der Entfernung des Blasenkatheters beobachtet. «In der Regel handelt es sich um ein Problem des Schliessmuskels», so Reitz. In vielen Fällen verschwindet dieses Symptom nach einigen Tagen bis Wochen von selbst. Bei länger anhaltenden Symptomen bietet das KontinenzZentrum Hirslanden ein ambulantes Rehabilitationsprogramm an. Hierbei lernen die Betroffenen durch gezieltes Training des Beckenbodens und speziell des Blasenschliessmuskels, den Urinverlust zu minimieren oder ganz zu stoppen. «Dies hilft in der Hälfte der Fälle – selbst dann, wenn das Problem bereits mehrere Jahre besteht», erklärt Reitz.
Mehrere Behandlungsmöglichkeiten
Liegt die Blasenstörung nicht an einer Schliessmuskelschwäche, können Medikamente weiterhelfen – sofern der Urinverlust nur gering ist. Bei hartnäckigen Fällen, bei denen Schliessmuskeltraining und Medikamente nicht ausreichend helfen, gibt es schliesslich noch den künstlichen Harnröhrenschliessmuskel, auch Schliessmuskelprothese genannt. Dieser besteht aus drei miteinander verbundenen Teilen: Einer Harnröhrenmanschette, einer Bedienpumpe und einem Ballon. Sie bilden eine in sich geschlossene Einheit, die vollständig im Körper implantiert wird.
Wiederherstellung der Erektionsfähigkeit
Auch zur Wiederherstellung der Erektionsfähigkeit gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Option ist die Verabreichung eines niedrigdosierten erektionsfördernden Mittels mit langandauernder Wirkung. Ziel dieser medikamentösen Behandlung ist es, den Schwellkörper durch die Förderung der Durchblutung zu trainieren, beispielsweise durch nächtliche Erektionen. Bleibt der Erfolg aus, können auch eine Vakuumpumpe oder ein Penisring hilfreich sein. «Diese Massnahmen helfen vielen Männern. Daneben gibt es auch die Möglichkeit, dass der Mann ein erektionsförderndes Medikament direkt in den Penis injiziert oder dass eine Prothese eingesetzt wird», so Reitz.
Tabu unbedingt brechen und darüber sprechen
Blasenschwäche und Erektionsprobleme sind Tabuthemen, die von den Betroffenen unbedingt angesprochen werden sollen, denn es gibt vieles, was man gegen die Folgen einer Prostataentfernung tun kann, um die Lebensqualität zu steigern. «Ansprechperson ist in erster Linie die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt» betont Reitz.
Darüber hinaus ist es wichtig, den psychologischen Aspekt nicht zu vernachlässigen. Der Umgang mit den emotionalen und mentalen Auswirkungen von Inkontinenz und Erektionsstörungen kann herausfordernd sein. Der psychoonkologische Dienst, die Krebsliga oder Patientenorganisationen wie Europa Uomo Schweiz können betroffene Männer dabei unterstützen, den emotionalen Stress zu bewältigen und den Weg zu einem besseren Umgang mit den Herausforderungen zu finden.
Mehr Infos zum Thema finden sich in Prof. Reitz Buch «Kompass Männergesundheit».
Erfahrungsbericht
Lies hier über Stefans Erfahrungen mit Inkontinenz und Erektionsstörungen.
PP-NUB-CH-0332-1_2025.03
Datum: 23.04.2025
Dieses Interview wurde finanziell von Bayer (Schweiz) AG unterstützt, wobei Bayer keinen Einfluss auf den Inhalt des Interviews hatte. Das Interview wurde von Herrn Thomas Ferber im Namen der Content Club GmbH durchgeführt. Der Interviewpartner erhielt kein Honorar für das Interview.